Friede wie Strom

Predigt zum Sonntag Lätare 22.3.2020

Predigttext

Jes 66, 10-14
Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. 11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an dem Reichtum ihrer Mutterbrust. 12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden, und auf den Knien wird man sie liebkosen. 13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. 14 Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Haben wir einen Grund uns zu freuen?

Liebe Schwestern und Brüder! Der Name des Sonntags scheint sogar nicht in unser jetztige Situation zu passen. "Freuet euch" Und auch unser Predigttext beginnt mit den Worten "Freut euch mit Jerusalem!" Dort wird auch der Grund beschrieben, warum wir uns freuen sollen:

Friede wie Strom

ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach.

Ein schönes Bild. Ein wichtiges Bild. Es wird ebenfalls in der Offenbarung des Johannes aufgeonommen:

Offben. 22:1 Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; 2 mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.

Ja das ist es was wir jetzt bräuchten, einen Strom des Lebens. Und Bäume des Lebens, die zwöfl mal im Jahr Früchte tragen, in Zeiten der möglichen Verknappung. Einen Strom der die Völker heilt in Zeiten der Pandemie.
Wir als Christen haben solche Bilder. Und sie sind in diesen Zeiten besonders kostbar. Denn sie können Veränderung bewirken. Das sage ich nicht nur, weil ich daran glaube. Auch die Neurologen sagen, dass wir Menschen durch Bilder geleitet werden und das sie unsere weitere Entwicklung bestimmen. Wollen wir uns also nur von den negativen Nachrichten leiten lassen oder von den Bildern die Gott uns schenkt?

Wie bekämpft man ein Buschfeuer?

Es ist nicht die erste Krise dieser Art, die ich erlebe.

2002 in Tansania

Wir waren gerade erst in Tansania angekommen, da war das Land fest im Griff von HIV/AIDS. Die Gemeindepfarrer hatten viel zu tun. Beerdigungen jeden Tag. Doch anders als heute traf es damals vor allem die Menschen mittleren Alters, die Mütter und Väter von Kindern. Und weil die HIV/AIDS durch sexuelle Kontakte übertragen wurde starben oft beide. Zurück blieben elternlose Haushalte mit oft vielen Kindern, notdürftig von den Großeltern oder Verwandten versorgt. Zwischen 10-15% der Kinder waren davon betroffen. Und weil Tansania ein sehr kinderreiches Land ist, gab es in manchen Kirchengmeinden unserer Größe zwischen 100 und 200 Waisenkinder. Waisenkinder die vom Staat so gut wie keine Unterstützung erhielten.

Können wir nichts tun?

"Wir können nichts tun." - das war einer der ersten Botschaften, die ich aus den Gemeinden damals hörte. Denn wir haben ja, wie der Staat, keine finanziellen Mittel. Seit 2003 arbeiten wir daran diesen Satz zu wiederlegen. Denn wir alls Christen haben tatsächlich ein Gegenmittel:

Epidemien verbreiten sich wie ein Buschfeuer

Das bedrohiche an Pandemien wie HIV/AIDS oder Corona ist, dass sie sich rasant ausbreuten, wie ein Buschfeuer und eine Spur der Verwüstung hinterlassen, die zu sozialen Verwerfungen führt. Wie bekämpft man ein Buschfeuer?

Ein Feuer der Liebe anzünden

Man muss ein Gegenfeuer anzünden. im günstigsen Fall löscht dann das selbst angezündete Feuer das Buschfeuer, weil es dem Buschfeuer die Nahrung entzieht. Lasst uns in Zeiten von Corona viele kleine Feuer der Liebe anzünden!

Der Strom des Friedens löscht alle gefährlichen Brände

Oder um im Bild unseres Predigtextes zu bleiben:
Gott uns einen gewaltigen Strom geschenkt: den Strom seines Friedens, seiner Liebe und seiner Gnade. Wir haben als normale Christen zwar nicht die Möglichkeit, das Problem medizinsiche zu lösen. Hier können wir nur dazu beitragen, indem wir die gebotenen Infektionsschutzregeln einhalten. Aber wir haben viele kreative Möglichkeiten um gegen die sozialen Folgen der Krise zu kämpfen: und hier sind die Haupftfolgen Isolation und Einzelkämpfertum.

Diakonische Erweckung in Tansania

In Tansania ist durch die Arbeit von meinen tansanischen Kollgegen und mir eine Art diakonische Erweckung entstanden, die auch jetzt wo HIV/AIDS medizinisch eingedämmt ist und nur noch wenige Menschen daran sterben, das Land und die Kirche dort verändert. Wir haben in den Jahren viele Methoden entwickelt, wie man Waisenkindern effektiv und auch ohne großen Einsatz finanzielle Mittel helfen kann.

Klopapier einmal anders

Wir stehen noch ganz am Anfang der Krise und wir müssen erst kreative Methoden entwickeln, wie wir ihr am Besten begegnen können. Das wird wohl noch einige Zeit dauern, weil vieles erst entwickelt werden muss und manch guter Vorschlag auf Grund der schnellen Entwicklung schon wieder im Papierkorb gelandet ist.
Vielleicht zum Abschluss und Ermutigung eine Geschichte von meiner Frau.

Vorsätzliche Körperverletzung

Man muss dazu sagen, dass meine Frau selbst zu den gefährdeten Risikogruppen gehört. Sie kam gerade vom Arzt und ging einkaufen. An der Kasse bemerkte sie, dass jemand direkt hinter ihr stand ohne Abstand und ohne einen Einkaufswagen dazwischen. Als sie den Herrn höflich auf die Einhaltung der Hygieneregeln aufmerksam machte, hat er ihr vorsätzlich ins Gesicht gehustet und dazu sarkastisch bemerkt: "Muss ich jetzt Angst vor ihnen haben, oder sie von mir." Eine solche Handlung ist nicht nur persönlich stark verletzend, sie seht auch für die Sorglosigkeit und Rücksichtslosigkeit. Es ist gut, dass der Staat hier mit den Ausgangsbeschränkungen gegensteuert.

Wie Martin den Mantel geteilt hat

Am nächsten Tag steht meien Frau wieder an der Kasse. Vor ihr hat ein Mann zuviele Packungen Klopapier aufgeladen. Die Verkäuferin weist darauf hin, dass maximal zwei Packungen pro Käufer erlaubt sind. Meine Frau meldet sich: "Ich brauche auch noch welches" Sie erhält von der Verkäuferin zwei Packungen. Meine Frau hätten nun auf Grund der Ereignisse des Vortags jeden Grund gehabt, nur an sich selber und ihre Gesundheit zu denken. Als sie von hinten aus der Warteschlange hört: "Da haben sie aber Glück gehabt", dreht sie sie sich um und teilt ihr "Glück". Sie reicht einer der Packungen weiter.
Dass die Verkäuferin meiner Frau dann ausgleichend noch eine zweite Packung Klopapier in die Hand gedrückt hat, war erfreulich, aber in der Situation nicht absehbar. Die Geste zählt, und ist ein starkes Gegenzeichen in dieser Situation.
Auf dem Parkplatz winkt das mit dem Klopapier beschenkte Ehepaar meine Frau lächelnd vom weitem zu.

Setzen sie Zeichen der Liebe!

Diese Geschichte zeigt: Es geht also doch in Zeichen von Korona Gegenzeichen der Liebe zu setzen.
Seien sie kreativ!
Halten sie die Hygienereglen ein!
Und lasse sie sich vom Strom der Liebe tragen.
Das wir das immer noch tun dürfen und können ist und bleibt ein Grund zur Freude

Ihr Martin Burkhardt