Gnadenspur

Gnadenspur

Predigtext

5.Mose 7,6 Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. 7 Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker — denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, 8 sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. 9 So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, 10 und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. 11 So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. 12 Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat,

Der Liebestest

Wie oft denken sie am Tag an Verordnungen, Gesetze, Terminkalender, todos?

  • Das muss ich noch machen
  • Das darf ich nicht!
    Wie oft denken sie am Tag daran, dass sie jemand liebt?
  • Meine Partner liebt mich!
  • Meine Kinder lieben lieben mich!
  • oder eben Gott liebt mich!

Wie stark sind die Gefühle, die sie dabei haben?

  • Ich schaff das ja doch nicht
  • Jetzt muss ich mich aber sputen
  • Mein Partner ist mir treu, er liebt mich wirklich

Beobachtung: Gedanke der Liebe sind oft sehr oberflächlich, während uns die Gebote so richtig gefangen nehmen, manchmal so gar ärgern!

Allein aus Gnade

Das Gesetz allein nicht weiterhelfen, sondern dass wir noch einen tiefen, inneren Antrieb brauchen, weiß schon der Apostel Paulus

Röm 2,4 Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

Gesetze und Verordnungen allen bewirken nicht. Sie können das Böse vielleicht aufhalten oder eingrenzen. Sie geben vielleicht einen Rahmen vor. Aber sie können niemals unser Herz verändern.
Und Gesetze können vor allem nicht alles regeln und sie schenken vor allem keine Erfüllung.
Sie können so gar uns in Wiedersprüche und Dilemas verstricken, wenn wir uns zwischen zwei Geboten entscheiden müssen.

Beispiel Ehe

Ein gutes Beispiel ist die Ehe
Es gibt einen gesetzlichen Rahmen für die Ehe
Aber wenn die Parnter sich nicht lieben, wird die Beziehung innerlich leer.
Und wenn die Partner anfangen gegeneinder kleinlich aufzurechnen.
Die Ehe ist tatsächlich ein Liebesbund von dem ja auch hier die Rede ist.

Die Spur führt auch ins Alte Testament

Nun sagt man allgemein, dass das Alte Testament "Das Gesetz" ist und im neuen Testament von Gottes Gnade und Liebe die Rede ist.
Aber so ganz ist das nicht richtig.

Es gibt eine Spur der Gnade, die sich vom Neuen Testament ins Alte zieht

Was der Text urspünglich bedeutet

Die Geschichtliche Situation

Die Forschung geht davon aus, dass das 5. Mose in der Zeit es König Josias 640-609 vor Christus entstanden ist
Keine einfache Zeit. Es war eine Zeit des politischen und religiösen Niedergangs.
Josia selbst starb 609 in einer Schlacht mit dem Pharao Necho
Aber Josia war ein frommer König.
Er wollte das Volk Israels von innen her erneuern.
Er reformierte den jüdischen Gottesdienst,, führt das Passahfest wieder ein. Er lehnte die Verehrung fremder Gottheiten radikal ab.
Bei der Renovierung des Tempels wurde ein Gesetzbuch gefunden, das bei vielen Forschern mit mit dem fünften Buch Mose gleichgesetzt wird.
Aber Josia und seine Theologen wussten genau. Nur mit dem Zeigefinger zu drohen nutzt nicht!
Die Menschen brauchen einen inneren Grund für ihren Handeln
Die Menschen müssen sich von Gottes Liebe und Treue getragen wissen

Die Absicht des Textes

Es geht darum, die Identität des Volkes zu stärken

Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott

Diese Idendeität beruht auf der großen Heilstat Gottes

Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.

Das Verhältnis von Gott und Volk wird ähnlich einem uns aus dem Mittelalter bekannten Vasallenverhältnis beschrieben:

So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten,

Gott garantiert für die Freiheit des Volkes, verlangt aber im Gegenzug Bundestreue durch das Einhalten der Gebote.

Das Besondere des Textes

Er redet von Gottes Barmherigkeit und Liebe

Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker — denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, 8 sondern weil er euch geliebt hat

Damit weist er über sich hinaus ins neue Testament

Vom Alten zum Neuen Testament

Unterschied zum Neuen Testamentes

Diese Gnade gilt auschließlich Israel
Gegenüber anderen Völkern soll Israel

keine Gnade gegen sie üben

heißte es nur wenige Verse vor unserem Predigtext.
Und das führt dann zu Anweisungen, die wir aus Sicht des Neuen Testamentes nicht mehr für gut heißen können:

  • Es geht um den Befehel zur Ausrottung aller andern Völker im gelobten Land
  • Das Konzept des Heiligen Krieges

Was ist eigentlich beim Neuen Testament anders?

Befreiung aus Ägpten

  • Zentrale Heilstat im Alten Testmant ist der Durchzug durch das Tote Meer
  • Erösung aus der Knechschaft in Ägypten
  • Begründet die Existens des Volkes Israel
  • Zu diesem Volk gehört man durch die Bescheidung
  • Volk wird von der Todesmacht durch das Blut des Passalamms gerettet

Tod und Auferstehung Jesus Christi

  • Zentrale Heilstat Gottes im Neuen Testament: Tod und Auferstehung Jesu
  • Erlösung aus der Knechschaft der Sünde und des todes
  • Begründet die Existens der Kirche
  • Blut Chrisi reinigt uns
  • Wir sind die Taufe in dieses Ereignis hineingenommen, wie wir im Episteltext gehört haben.

Was geschieht eigentlich mit Israel?

Hat Gott seine Bund, von dem wir in unserem Text lesen vergesen
Wir finden dazu die zentralen Aussagen im Römerbrief Kapitel 9-11.
Und Paulus führt alles wieder auf die Gnade zurück:

Röm 9,16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.

Und so ist, das was Paulus erlebt, nähmlich dass Gottes Evangelium auch für die Heiden gilt, ein Akt reiner Gnade und Erwählung.
Dies bringt er sehr anschaulich im Bild vom Ölbaum zum Ausdruck

11:17 Wenn aber nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, 18 so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.

Israel ist also die Wurzel! Und das was im Alten Testament geschehen ist, dient uns als Vorbild

In die Spur der Gnade eintreten

Unterschied zwischen Selbstkontrolle und Selbststeuerung

Wer nur Gesetzt kennt und befolgt, kann sich und andere zwar kontrollieren, aber er steht unter einem Kontrollzwang
In der modernen Persönlichkeitsentwicklung nennt man das den Unterschied zwischen Selbststeuerung und Selbstkontrolle.
Sie beruht auch auf neurologischen Erkenntnisen.
Paulus wusste das auch schon:

2 Kor 3,6 Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

Um Gesetze und Verodnungen ohne Zwang zu folgen, braucht es einen tieferen Grund, einen Gnaden oder Liebesgrund!
Dann befolgen wir die Gebote quasi von allein
sponte et hillariter hat Luther gesagt: spontan und fröhlich!
Was kommt also zuerst?
Oder über was sollen wir mehr nachdenken und bestimmen lassen?
Ich komme noch mal auf unsern Eingangstest zurück:
Die Antwort der Bibel ist klar:
Gottes Liebe kommt zuerst, seine Zusage an uns, und wenn wir in dieser Spur der Gnade eintreten, kommt das andere automatisch, dass wir die Gebote befolgen.

Das Gnadenleitbild

Um in diesen Zustand zu kommen, dürfen wir aber nicht bei den Gesetzen anfangen, sondern eben bei der Gnade.
Wir müssen der Gnade in unserem Leben Raum geben
Sie groß werden lassen
Sie lenkt den Blick von unserem eigenen Tun und Versagen hin auf etwas größeres:

7 Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker — denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, 8 sondern weil er euch geliebt hat

Das Bild vom Bund und der Barmherzigkeit und Gottes Güte ist ein Bild der Gnade aus dem AT, dass auch für uns heute noch gilt:
Auch wenn uns in Jesus Christus ein größeres und tieferes Bild gegeben ist.

  • Gott hat mit uns in Jesus Christus den neuen Bund Bund geschlossen
  • Er besiegtelt durch das Blut Christi und wir sind in ihn hineingenomen durch unsere Taufe
  • Dieser Bund beruht nicht auf unseren Leistungen, sondern auf Gottes Liebe - er ist ein Gnadenbund
  • Dieser Bund soll uns leiten und führen. An ihn sollen wir denken und uns von ihm tragen und bestimmen lassen.

    9 So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten