Bitte um die andere Gerechtigkeit

Gott ist wie ein Richter, aber nach welchen Maßstäben wird er richten? Predigt über Lukas 18,1-8

Predigttext

Lukas 18,1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten, 2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage. 6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?

Im Wartezimmer des Richters

Wie stellen sie sich die Szene vor?

Ich stelle mir das so for, wobei moderne und alte Elemente etwas ineinander fließen!

der Richter

  • jung dynamisch
  • karriererbewusst
  • mit supermoderner Lederaktentasche
  • Krawatte und Nadelstreifenanzug
  • gibt sich nicht mit kleinen Fällen, ab die nichts einbringen

die Witwe

  • alt und verhuzelt
  • am Stock gehend
  • mit Kopftuch
  • es geht ihr um eine Rechtstreitigkeit: wahrscheinlich nach dem Tod ihres Mannes ist sie rechts und schutzlos und Verwandte haben das Erbe ihres Mannes unterschlagen

Tag für Tag

  • sitzt sie im Wartezimmer des Richters
  • kommt ihm in die Quere, wenn er sein Büro verlässt
  • sie ist ihm lästig, deswegen weist er sie immer wieder ab
  • er will mit ihr nichts zu tun haben
  • vor allen Dingen kann diese Witwe kein großes Schmiergeld bezahlen
  • ihn interessiert nur das große Geschäft, wo es was zu holen gibt

er befürchtet einen Skandal

  • Wird ihm die Sache zu bunt
  • was ist wen sie ein großes Geschrei macht
  • handgreiflich wird
  • er stellt sich die Schlagzeilen vor. Der große Richter X.Y von alter Witwe blutig oder gar k.o geschlagen
  • dann käme er ganz schön lächerlich raus
  • keine gute PR für den Richter
  • langsam siegt die Vernunft

und so überwindet er seinen Stolz und geht der Angelegenheit der Frau nach.

Welches Gottesbild haben wir?

Gott kommt uns manchmal vor wie dieser Richter

  • nicht ansprechbar
  • er scheint nicht zu hören
  • scheint uninteressiert
    • an den kleinen Dingen
    • an unserem Schicksal
  • wir scheinen mit einer Mauer zu reden

Persönlich

  • Ich muss zugeben ich habe auch Problem mit der Vorstellung, dass Gott wie ein Verwaltungsbeamter ist
  • Das ist einer der über meine Anträge entscheidet
    • Und allzuoft ein Antrag mit dem Stempel „abgelehnt“ zurückkommt!
  • Vielleicht habe ich zu schlechte Erfahrungen mit Bürokratie gemacht
    • Tansania: Suche nach Steffens Aufenhtaltserlaubnis im „Immigration“ Office, auch hier wurde offensichtlich darauf gewartet, dass ich Schmiergeld bezahle, aber ich habe ruhig gewartet bis zwei komplette Büroräume durchsucht waren und das Dokument wieder aufgetaucht ist.
    • wohltuend Anmeldung in Deutschland

Ist Gott aber nicht besser als dieser ungerechte Richter?

Das ist auch der Hauptfokus unseres Predigttextes

Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?

  • weiße er nicht schon lägst, was wir brauchen, bevor wir ihn darum bitten
  • ist er nicht bereit seinen Kindern gute Gaben zu geben?

Ist Gott gerecht?

Wir denken in dieser Woche an die Reichsprogromnacht 9.11.1938

Hat Gott das Schreien der Juden, die verfolgt, verhaftet und vergasst wurden gehört?

es war nicht in Kürze

  • 6 Mio Juden waren ermordet als Deutschland 1945 im Feuersturm der Bombennächte in Schutt und Asche ging. und zwischen 5-7 Mio Deutsche Soldaten und Zivilisten gefallen waren

und wir Deutschen sind noch glimpflich davon gekommen

  • Zahl aller getötete Verfolgten: 13 Mio
  • Zahl der Kriegstoten insgesamt 55 Mio, davon 20 Mio in Russland

Deutschland war von 1949-90 geteilt

Gibt es so etwas wie einen geschichtlichen Ausgleich

  • zu mindestens kann ein Unrechtsregime nicht auf Dauer bestehen
  • wer Unrecht tut kommt auf Dauer nicht gut damit weg
  • es kommt der Tag der Abrechnung

Die andere Gerechtigkeit

Das Maoam Problem

  • Tochter: sie gehören ihr, hat sie auf eine Zugfahrt von Mama bekommen
  • Sohn: findet das ungerecht, dass er nicht auf der Zugfahrt dabei war und bedient sich einfach
  • Papa
    • wie kann man sich über so ein Lappalie überhaupt streiten?
    • Maoam sind ehe ungesund!
    • gebe ich meinen Kindern nicht genügend zu Essen?

Wie soll es Gott uns den recht machen?

Von der anderen Gerechtigkeit sprechen auch die Seligpreisungen

  • Seling sind die das geistlich arm sind, denn iher ist das Himmelreich
  • Selig sind die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden
  • Selig sind ie Sanftmütigen, denn sie sollen das Erdreich besitzen
  • Selig sind die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit

Die Gerechtigkeit, die Gott uns schenken will

  • ist nicht immer die Gerechtigkeit, die auch vor der Welt sichtbar ist oder vor ihr gilt
  • es ist eine Gerechtigkeit von innen her
  • die von Gott selber kommt
  • die uns vor Gott gerecht macht und uns fähig macht in dieser Welt gerecht zu handeln.

für diese Gerechtigkeit sollen wir Gott in den Ohren liegen, wie die Witwe und nicht nachlassen.

und Gott, der seinen Kinder gute Gaben liegt, wird sie uns geben, wenn wir ihn darum bitten.

„in Kürze“ - deutet vielleicht auf Jesu Tot hin, wo er uns Gerechtigkeit vor Gott verschafft hat.