David und Bathseba

Pfarrer Martin Burkhardt predigt über 1.Samuel 12, Davids Ehebruch und Gottes Vergebung

Predigttext

2 Sam 12,1 Und der Herr sandte Nathan zu David. Als der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. 2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; 3 aber der Arme hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß und er hielt’s wie eine Tochter. 4 Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, brachte er’s nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war, sondern er nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war. 5 Da geriet David in großen Zorn über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der Herr lebt: Der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat! 6 Dazu soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat. 7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls 8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun. 9 Warum hast du denn das Wort des Herrn verachtet, dass du getan hast, was ihm missfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durchs Schwert der Ammoniter. 10 Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei.

(11 So spricht der Herr: Siehe, ich will Unheil über dich kommen lassen aus deinem eigenen Hause und will deine Frauen nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei ihnen liegen soll an der lichten Sonne. 12 Denn du hast’s heimlich getan, ich aber will dies tun vor ganz Israel und im Licht der Sonne. )

13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den Herrn. Nathan sprach zu David: So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 14 Aber weil du die Feinde des Herrn durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. 15 Und Nathan ging heim.

(Und der Herr schlug das Kind, das Urias Frau David geboren hatte, sodass es todkrank wurde. 16 Und David suchte Gott um des Knäbleins willen und fastete, und wenn er heimkam, lag er über Nacht auf der Erde. 17 Da traten herzu die Ältesten seines Hauses und wollten ihn aufrichten von der Erde; er aber wollte nicht und aß auch nicht mit ihnen. 18 Am siebenten Tage aber starb das Kind. Und die Männer Davids fürchteten sich, ihm zu sagen, dass das Kind tot sei; denn sie dachten: Siehe, als das Kind noch am Leben war, redeten wir mit ihm und er hörte nicht auf uns; wie könnten wir ihm nun sagen: Das Kind ist tot! Er könnte ein Unheil anrichten. 19 Als aber David sah, dass seine Männer leise redeten, merkte er, dass das Kind tot sei, und sprach zu seinen Männern: Ist das Kind tot? Sie sprachen: Ja. 20 Da stand David von der Erde auf und wusch sich und salbte sich und zog andere Kleider an und ging in das Haus des Herrn und betete an.)

„Sex and crime“ im Alten Testament

Ja was ist das für eine Geschichte?

Sex and crime im Alten Testament.

Nicht ganz jugendfrei, zumindest die Vorgeschichte.

Was wir heute gelesen haben, ist nicht gerade das happy end, aber der Ausgang davon.

Ich weiß noch genau, wie wir diese Geschichte in der 5 Kl. Anna Gynmasium durchgenommen haben.

Der König David hat Erfolg.

Ist König in Jerusalem.

Schickt seine Soldaten aus.

sex

Und wie das so ist bei den orientalischen Potentaten, David war das kein Ausnahme, hat er sich seinem Harem zu gelegt.

Offenbar war es ihm nicht genug und hat dann ein Auge auf eine verheiratete Frau geworfen.

Die Bathseba, die war mit dem Uria, einem Hauptmann in seiner Garde verheiratet.

Der war gerade im Krieg.

Vom Dach seinen Hauses, sah David, dann wie Bathseba sich wusch und hat sie begehrt.

David hat nicht lange gefackelt und hat sie zu sich rufen lassen.

Was hätte Bathseba tun können, es war ja der mächtige König?

Andere Traditionen sagen, dass Bathseba nicht ganz unbeteilgt war und David verführt hat.

So besingt Cohen in seinem Lied „Halleluja“ diese Geschichte und vermerkt „She bound him to the kitchen chair“ - Sie fesselte ihn an den Küchenstuhl.

Nun gut Bathseba ist schwanger geworden.

crime

Dann blieb es nicht beim sex, sondern es wurde crime.

David musst nun irgendwie versuchen, die Sache hinzubiegen, und das Kind der Bathseba als legitimes Kind ihres Mannes erscheinen zu lassen um das Ganze zu vertuschen.

Das hat aber nicht so funktioniert.

Er hat Uria von der Front zurückbeordert, in der Hoffnung, dass er mit seiner Frau schläft.

Aber Uria wollte nicht einen Vorzug genießen, den seine Kameraden an der Front nicht hatten und schlief demonstrativ bei der Palastwache.

Deswegen gab David Uria einen versiegelten Brief an seinen Oberkommandanten mit, indem er befahl, Uria in eine aussichtsloses Kommando zu schicken.

„Schicke doch den Uria irgendwo nach vorne, wo er umkommt“

Ein Mordkomplott.

Das hat so funktioniert. Uria wurde an die Mauer der belagerten Stadt geschickt und die anderen haben sich dann zurückgezogen und so starb Urio im Krieg.

David konnte Batseba nun ganz offiziell heiraten.

Das ist die Vorgeschichte.

Ein Schaf - viele Schafe

Nun hätte ja alles „gut“ sein können.

Doch nun tritt Nathan auf den Plan.

Das schwierige ist, seinen König - und er war damals ein wirklich mächtiger König-, mit seiner Schuld zu konfrontieren.

Natürlich haben alle im Palast irgendwie mitbekommen, dass die Sache mit Batseba nicht ganz in Ordnung war. Aber es hat sich natürlich niemand getraut, etwas zu sagen.

Nathan versucht das mit einer Beispielgeschichte.

Er tut das mit dem Bild von Schafen, die uns ja an vielen Stellen der Bibel begegnen.

Das Schaf symbolisiert die Frau, bzw. die Frauen.

Ein armer Mann wie Urio hat halt nur eine Frau.

Und ein reicher Mann, wie David, hat halt ein ganzes Harem.

Und der reiche Mann, der keines seiner Schafe für einen Besuch opfern wollte, stiehlt das Schaf des armen Mannes und schlachtet es.

David kapiert nicht, dass es um ihn geht und sagt: „Dieser Mann muss sterben“

Er spricht damit sein eigens Urteil.

Damit gelingt es Nathan David zu überführen.

Nun ist es die spannende Frage, wie es weiter geht.

Schuld im öffentlchen Raum

Was wir gewöhnlich kennen ist, dass die großen Machthaber, ihre eigene Schuld nicht eingestehen.

Sowohl im politischen als auch im kirchlichen Bereich.

Ich weiß nicht, ob sie es in der Zeitung gelesen haben. Da gibt ein katholischer Bischof 820.000 Euro aus um sein Image wieder aufzubessern.((https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/woelki-missbrauch-pr-berater-100.html))

Es wird immwieder erst alles abgestritten und geleugnet und dann die Wahrheit höchstens schweibchenweise bekannt.

Ich erinnere mich an eine Ausnahme: Frau Margot Käsmann, ehemalige Vorsitzende des Rats der EKD. Als sie mit Alkohol am Steuer erwischt wurde, legte sie ihr Amt nieder. Das war ein Akt der Glaubwürdigkeit.

Wir haben mehr und mehr die Fähigkeit verloren mit Schuld umzugehen.

Eine Möglichkeit natürlich ist es Dinge durch Gerichtsverfahren und Untersuchungsauschüsse aufzuarbeiten. Aber wenn ein Fehlverhalten unterhalb dieser Schwelle liegt, wie geht es dann weiter?

Schauen wir uns an, wie David und Nathan damit umgehen.

Ich habe gesündigt vor dem Herrn

ein einfaches Schuldbekenntnis

Wie geht David mit der Situation um?

Er rechtfertigt sich nicht, er gibt keine Erklärungen oder Entschuldigungen.

Er sagt einfach nur:

Ich habe gesündigt gegen den Herr

Punkt. Aus. Ganz einfach.

Dieses einfache Schuldanerkenntnis kennen wir heute kaum noch.

Wenn jemand Schuld anerkennt, dann wird das ein Riesebausch von Erklärungen und Rechtfertigungen.

Und das ist der Punkt.

Hier führt die Spur ins Neue Testament.

Wir sind Sünder.

Wir können uns nicht rechtfertigen, und schon gar nicht vor Gott

Und deswegen wird David mit all seiner Schuld zu einer Person des Neuen Testamentes,

die sich auf den erbarmenden Gott verlässt.

Folgen der Sünde

Damit ist die Geschichte aber noch nicht vorbei.

Und das wird häufig übersehen.

Gott vergibt dem Sünder, aber beseitigt nicht alle Folgen der Sünde

Dass Gott zwar dem Sünder vergibt, aber nicht alle Folgen der Sünde beseitigt.

Sündenvergebung heißt nicht, dass „Papa alles wieder gut macht“
Das würde uns unser Würde als Menschen berauben,

Gott kann zwar einem Mörder vergeben, aber das heißt nicht, dass er deshalb nicht ins Gefängnis muss.

Gott stellt durch die Sündenvergebung die Beziehung wieder her

Für David selber bedeutet, dass er lebt und damit sein über sich selbst gesprochenes Todesurteil nicht vollzogen wird.

Gott hat Erbarmen mit seinem König.

Vergebung heißt, dass zunächst einmal die Beziehung zwischen mir und Gott geklärt ist.

Nun gut David muss nicht ins Gefängnis noch wird er für seine Vergehen bestraft. Insofern ist die Vergebung die Nathan ihm zuspricht auch seine Wiederherstellung und Bestätigung seines Königtums.
Insofern kann es auch für David politisch weitergehen. Und sie lesen im Verlauf der weiteren Geschichte, das jetzt alle im Palast wissen, was passiert ist und wie Gott damit umgeht. David tut öffentlich Buße.

Aber es werden nicht automatisch alle Folgen hinweggefegt.

Die Sünde wirkt sozial weiter im System

Es gibt so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit. Die Bibel kennt das sehr wohl.
Ich weiß nicht, ob sie das wissen, dass was Nathan hier angedroht hat auch passiert ist.

der gewaltsame Tod von drei Söhnen Davids

10 Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen

3 Söhne von David sind eines gewaltsamen Todes gestorben

der öffentliche Ehebruch von Davids Sohn Absalom

ich will Unheil über dich kommen lassen aus deinem eigenen Hause und will deine Frauen nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei ihnen liegen soll an der lichten Sonne. 12 Denn du hast’s heimlich getan, ich aber will dies tun vor ganz Israel und im Licht der Sonne.

David hat seinen Ehebruch heimlich begannen.

Als sein Sohn Absalom gegen ihn einen Aufstand machte und David fliehen musste hat Absalom quasi aus politischen Gründen öffentlich mit zehn Nebenfrauen Davids geschlafen um seinen Machtanspruch zu demonstrieren.

Eine ganz fürchterliche Geschichte, wie das weitergeht.

der Tod des ersten Kindes von David und Batseba

Und natürlich bleibt die Frage, warum das erste gemeinsame Kind von David und Bathseba sterben musste.

Nun gut, es gab früher eine große Kindersterblichkeit und wir würden heute halt sagen, dass Kind ist einfach gestorben.

Aber David war schon erleichtert. Denn nun war er gewiss, dass Gott es sich nicht noch einmal anders überlegt und ihn sterben lässt.

David der große König?

Warum hat diese Geschichte überhaupt Eingang in das Alte Testament gefunden?

David ist ja der große König.

Jesus der Messias ist ja der „Sohn Davids“, der in direkter Blutlinie von David und Bathseba abstammt.

6 David zeugte Salomo mit der Frau des Uria. (Matth 1)

David ist neben Moses vielleicht die Heilsgestalt des Alten testamentes, der zumindestens politisch Israel wieder hergestellt hat.

David wird auch sonst z.B. in seiner Jugend sehr positiv dargestellt.

Deswegen ist davon auszugehen, dass dahinter eine tiefe historische Wahrheit steckt.

Das hier das Menschliche durchgekommen ist und auch der große König einen Zacken aus seiner Krone verloren hat.

Das ist typisch für die Bibel, die in vielen so lebensnach und realistisch ist.

Die Menschlichkeit der Mitarbeiter Gottes

David ist damit aber nicht allein, er fügt sich ein in die lange Reihe derer, die menschlich zwar versagt haben, aber die Gott dennoch gebraucht hat:

Moses hat einen Aufseher erschlagen und musste aus Ägypten fliehen und trotzdem hat Gott ihn gebraucht um sein Volk in das gelobte Land zu führen.

Petrus hat Jesus dreimal verraten und trotzdem hat ihn Jesus wieder nach der Auferstehung wieder als Leiter der Gemeinde eingesetzt

Paulus hat die Christen verfolgt und wurde trotzdem zum wichtigsten Apostel.

Wir bleiben schwach damit Gottes Stärke zum Tragen kommt

Paulus weiß davon zu berichten

2 Cor 4,7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns

2 Cor 12,9 Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.

So ist es unsere Trost und Zuversicht:

Wenn Gott auch mit diesen Menschen etwas anfangen konnte und etwas durch sie bewirkt hat dann kann er auch durch uns, durch mich und durch sie trotz all unsere Schwachheit und Unzulänglichkeit wirken.

Amen