Ein königliches Leben

Eine Predigt über Ps 23

Was würdet ihr für ein Familienwappen wählen?

Wir machen ein Experiment.
Schließt einmal kurz die Augen.
Was würdet ihr für ein Wappentier wählen?
Und warum würdet ihr es wählen?

Warum wählt David ausgerechnet ein Schaf?

Stellt euch einmal vor ein König würde ein Schaf zu seinem Wappentier wählen. Würden ihn nicht alle auslachen.
Ich weiß nicht, ob ihr es wißt, der Psalm 23 ist von einem König geschrieben. Nicht nur von irgendeinem König, nein sondern von dem großen König David.
Der Herr ist mein Hirte , betet er, also ist er der große König David das Schaf?
Warum wählt sich König David als Bild für sich ausgerechnet das Schaf?

Nach und Vorteile des Schafslebens

Ich weiß nicht, ob ihr einem Schaf schon mal persönlich begegnet seid.
Man begegnet einem Schaf selten allein. Es lebt in einer Herde, mit vielen, vielen anderen Schafen. Und alles was es sagen kann, ist Mäh! oder Mäh! oder Mäh! Das Schaf ist ein biologischer Rasenmäher. Es frisst Gras und düngt zugleich den Rasen.
Zu diesem Zweck wird es von einem Schäfer über die Weiden getrieben. Ein kläffender Schäferhund paßt auf, daß da kein Schaf ausbüchst.
Und Abends da kommen die Schafen in einen Pferch, damit auch ja keines in der Nacht verloren geht. Nachts könnte sich ja so ein Schaf verirren, da ist Vorsicht geboten. Da draußen im Dunkeln lauern die wilden Tiere. Wir kennen ja alle die Geschichte vom bösen Wolf und den sieben Geißlein.

Das also ist das Schafsleben.
Nicht besonders aufregend, jeden Tag Gras fressen oder? Aber vielleicht hätte es auch seine Vorteile?
Immerhin, man müßte sich nicht um das Essen und Trinken kümmern. Der Hirte, der weiß ja wo es das beste Futter gibt. Man müßte sich nicht groß nach dem Sinn des Lebens Fragen und schwere Gedanken wälzen, über irgendwelche Probleme. Man müßte als Schaf nicht einmal in die Schule gehen, sondern nur fressen und den Rasen düngen. Weiter nichts.
Es wäre auch immer einer da, der einen vor Gefahr beschützt. Der Hirte mit seinem Stab, der Hund. In der Nacht würde man sich sicher fühlen.
Vielleicht hätte es doch Vorteile ein Schaf zu sein?

Paßt das Schaf zum modernen Menschen?

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden ich frage mich ernsthaft ob ihr ein Leben als Schafe führen wollt?

Bisher hatte ja Euer Leben so einiges mit den Schafen gemeinsam.
Da sind eure Eltern. Die haben bis jetzt dafür gesorgt, daß ihr etwas zu Essen bekommt. Die Eltern haben dafür gesorgt, daß ihr einen Platz zum Schlafen und ein Dach über dem Kopf habt. Die Eltern haben aber auch bestimmt, wo es lang geht.
Und das paßt Euch manchmal überhaupt nicht: Um zehn mußt du zu hause sein, Mach deine Hausaufgaben - Nein, immer habt ihr keine Freude an eurem Schafsleben. Aber bald wird das ja wohl anders werden. Noch vier Jahre, dann seid ihr volljährig, dann könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt. Da hat das Schafsleben hoffentlich ein Ende. Endlich nicht mehr den Eltern hinterhertrotten müssen. Endlich nicht mehr, das tun müssen, was die Eltern wollen.

Aber auf der anderen Seite, das Schafsleben aufzugeben, das hat auch seine Nachteile: Man muß auf einmal selber Geld verdienen. Wenn man von zu hause auszieht, dann steht auf einmal nicht mehr das Essen auf dem Tisch und die Wäsche gebügelt im Schrank. Und vielleicht lauert da draußen ja auch irgendwo der böse Wolf?

Das Schaf ein königliches Tier?

Warum wählt David ausgerechnet ein Schaf? Hätte er nicht irgend ein anderes Tier wählen müssen. Einen Bär, einen Löwe, irgendetwas, was seine königliche Macht ausdrückt.
Aber hat dieser Psalm nicht etwas königliches an sich:
Du deckst mir einen Tisch im Angesicht meiner Feind,
du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.
Ist das nicht ein königliches Leben? - Ein reich gedeckter Tisch - Ein Leben in der Fülle. Dort wo es keinen Mangel gibt.
Ein König der keine Angst hat. Und wenn ich auch wanderte im Tale des Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück.
Ist das nicht eine Lebensperspektive? Ein Leben ohne Angst führen, ein Leben führen aus der Fülle, keinen Mangel zu haben. Ein Leben zu führen, wie ein König? Das wäre doch etwas für Euch Konfirmanden und Konfirmanden und auch für den Rest von uns, oder etwa nicht?

Aber was hat den das mit dem Schaf zu tun?
Muß den ein König, wie ein dummes Schaf zum Wasser geführt werden. Ist er denn nicht König, daß er selbständig zum Wasser gehen kann? Muß ein König auf der rechten Straße geführten werden als ob er nicht selbst den Weg finden würde. Wozu der Stecken und der Stab, die sind doch nur dazu da, um den König zu gängeln, um ihm vorzuschreiben wohin er gehen soll.

Was ist das königliche Geheimnis

Was ist nun das Geheimnis von König David? Was hat es mit dem Schaf auf sich? Können wir es herausfinden? Kann das Geheimnis von König David uns vielleicht helfen ein königliches Leben zu führen. Steckt hinter dem Schaf vielleicht ein Schatz, den es zu heben gilt. Ein Schatz, der unser Leben reich macht?

Eine satte Seele

Das Geheimnis hat damit zu tun, daß das Schaf satt ist.
Es kann den ganzen Tag fressen, weil der gute Hirte es auf saftige Weiden führt. Es ist nicht durstig, weil der gute Hirte es zum frischen Wasser führt.
Aber liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wenn ihr genau hinhört, dann geht es David nicht nur einfach so um Essen und trinken.
Da heißt es: Der gute Hirte erquickt meine Seele - Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang -
Kann man Gutes und Barmherzigkeit essen? Den guten Braten vielleicht schon. Aber Barmherzigkeit? Hat jemand schon mal von Euch Barmherzigkeit gegessen? Und jemand schon von Euch schon mal mit der Seele gegessen?
Wir alle kennen mehr oder weniger Hunger,
wenn wir mal nach einer Darmgrippe Diät halten müssen oder nach einer Bergwanderung endlich wieder daheim sind und einen Bärenhunger haben. Dann schmeckt das Essen richtig gut.
Aber wissen wir, wann unsere Seele hungrig ist?
Hat das jemand schon mal erlebt, wie seine Seele hungrig ist? Und was kann man denn dann Essen, wenn die Seele hungrig ist? Vielleicht hat ja Macdonalds demnächst einen Seelenburger oder so was im Angebot?

Davids Geheimnis war offenbar, daß seine Seele satt war.
Er kannte einen guten Hirten, der ihm seine Seele erquickte, der seine Seele zu grünen Augen und frischen Wassern führte.
Kennen wir diesen Zustand, wenn unsere Seele satt ist?

  • Vielleicht haben Sie ja heute das letzte Mal beim Kaffeetrinken etwas gegen ihren leiblichen Hunger getan, ein Stück Erdbeerkuchen mit Schlagsahne, aber wann haben sie das letzte mal etwas für den Hunger ihre Seele getan?
    Vielleicht ist es ihnen, vielleicht ist es Euch liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen noch gar nicht aufgefallen, daß eure Seele hungrig ist.
    Ihr haltet den Zustand einer hungrigen Seele für normal und deswegen ist es euch noch gar nicht in den Sinn gekommen, etwas gegen den Hunger eurer Seele zu tun.

Die hungrige Seele

Ich könnte jetzt viel über die hungernde Seele reden.
Es gibt sicherlich wie beim körperlichen Hunger, verschiedene Stufen von Hunger:
So ein leichtes Hungergefühl, man hat so die Ahnung, daß einem irgendetwas fehlt. Es kann Liebe sein, die einem fehlt, ein bißchen Zuwendung. Man ist mit sich selbst unzufrieden. Man weiß nicht so recht, warum bin ich eigentlich da? Was mache ich denn mit meinem Leben.
Die nächste Steigerung des seelischen Hungergefühls wäre so ein Rumoren im Magen. Man spürt einen leichten inneren Schmerz. Warum nimmt mich niemand an so wie ich bin? Warum versteht mich niemand? Warum ist in meinem Leben plötzlich eine Krankheit gekommen? Warum ist gerade mir das passiert.
Dieses Rumoren kann sich schnell zum Heißhunger steigern. Ich weiß es muß irgend etwas passieren, sonnst gehe ich hier vor die Hunde. Ich brauche etwas, was mir Kraft gibt, was mich durch das ganze Schlammassel trägt.
Ich könnte viel darüber reden, daß man zwar äußerlich satt sein kann, aber innerlich hungrig. Und das kommt in unserem reichen Land sogar oft vor.
Ich könnte euch auch davon erzählen, daß der König David auch oft hungrig gewesen ist. Wenn man die anderen Psalmen und seine Lebensgeschichte ließt, dann, weiß man, daß es ihm oft nicht gut ging. Und wenn ich auch wanderte im Tale des Todesschützen - David wußte wovon er sprach.

Gott der Hirte

Wovon ich reden will, ist, daß es einen gibt, der unsere Seele satt macht. Wirklich satt. David hat ihn persönlich gekannt und das war sein Geheimnis, sein königliches Geheimnis.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Er erquickt meine Seele.
Gott kennen, ist Leben, hat einmal jemand gesagt. Seine Liebe anzunehmen und zu empfangen, das macht die Seele satt.
Jesus hat gesagt: Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht mehr dürsten
Das ist die Perspektive, ein königliches Leben zu führen, in dem unsere Seele nicht mehr hungern und dürsten wird.

Ein Leben im Überfluß

Das ist eine Perspektive für Euer Leben, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Wer Gott kennt und sich von ihm satt machen läßt, der kann getrost Erwachsen werden. Der kann sich den Herausforderungen des Lebens stellen. Der kann auch manche Schicksalschläge hinnehmen, weil er eine innere Quelle hat, die ihm neue Kraft schenkt.
Das ist das Geheimnis von König David, das ist das Geheimnis warum er ein Schaf ausgesucht hat, weil David uns sagen will: Meine Seele ist satt geworden und Gott ist es der mich satt gemacht hat. Amen.