Der Text aus Joh 17 wirkt so ganz weit weg und doch kommt uns Gott in Jesus Christus so nahe!
Predigttext
17,1 So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; 2 denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. 4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. 6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.
Ist dieser Text lebensnah?
Die wohlformulierten Worte des Johannesevangeliums sind auf dem ersten Blick so weit weg von unseren Problemen?
Dabei gibt es in der Bibel wirklich gute lebensnahe Texte.
Texte von Krankheit und Heilung
Krieg und Frieden
Schiffbruch und Rettung
Worte die wir vielleicht gerade jetzt brauchen könnten.
Ein bißchen passt der Text zum Thema des heutigen Sonntags: Palmsonntag
Ja Palmen haben sie abgerissen und Kleider auf die Straße gelegt
Und gesungen: Hosianna dem Sohne Davids, gelobt sei der das kommt im Namen des Herrn.
Schöne, heile Welt und eine Woche später ist alles anders
Man ruft dann „Kreuzige ihn!“
So ist auch unsere heile Welt zusammengebrochen.
Erst Corona, dann der Ukrainekrieg.
Und wir sehnen uns zurück.
Nach den guten alten Zeiten, wo alles so ganz anders war.
Jesus Einheit mit dem Vater
Ich sehe Jesus vor mir:
Im Garten Gethsemane oder wie Johannes es berichtet noch beim Abendessen mit dem Jüngern:
17,1 So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da:
Dieser Blick zum Himmel sagt eigentlich schon alles.
In ihm liegt die ganze Botschaft.
Vater unser im Himmel…
Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun
Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist
Und Jesus ist ganz da in diesem Augenblick
Ganz mit Gott verbunden.
Ganz eins mit Gott.
Von dieser Einheit mit Gott redet der Text.
Von der gegenseitigen Durchdringung und Verschränkung.
So sagt Jesus
4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Aber es ist eben nicht eine Einheit, in einem weltfernen Ort
auf einem einsamen Berg
oder in einem abgeschiedenen Kloster.
Sondern mitten in der Welt.
Vor den Augen der Welt
Und sie geschieht genau dort, wo Jesus für alle sichtbar am Kreuz hängt und seine letzen Worte spricht „Es ist vollbracht“ - „Es ist vollendet“
Das ist für Johannes die Verherrlichung, von dem in unserem Predigttext die Rede ist.
Das ist wofür Jesus gelebt hat vom ersten bis zum letzen Atemzug.
Von der Krippe bis zum Kreuz.
Das ist gerade zu ungeheuerlich.
Und das ist ungeheuerlich.
Gott so an erster Stelle zu setzen
Als religiösen Spinner würden man Jesus heute bezeichnen.
Man kann doch nicht einfach so…
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so handeln würde…
Aber auf diese Einheit mit Gott kommt es eben an:
4 Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. 5 Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. (Deut 6,4)
Darin ist Jesus ganz ein Sohn Israels, ganz Jude.
Aber nicht nur das:
Er ist auch ganz der Mensch, wie Gott ihn gemeint hat.
Der wahre Mensch, der dem Vater vertraut und sich ihm ganz hingibt.
Und zugleich erfüllt Jesus damit das Gebot der Nächstenliebe im umfassenden Sinn:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr. (Lev 19,18)
Und das ist eben nicht nur der Nachbarn, der Freund und Bruder, sondern auch die, die ihn hassen:
Die Pharisäer und Saduzäer, die ihn haben verhaften lassen und ihn an die Römer ausgeliefert haben.
Für die Pilatus und die Römer, die ihm aus machtpolitischen Gründen ans Kreuz schlagen.
Für die Menge die schreit „Kreuzige ihn!“
Röm5,6 Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. 7 Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. 8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Zu dieser Einheit mit Gott lädt uns Jesus ein:
Können wir so eins mit Gott sein, wie Jesus es auch war?
Die Bibel sagt: aus eigener Kraft können wir das nicht, auch wenn wir es noch so wollen oder erstreben.
Nur Jesus hat die Macht, uns das zu schenken:
So sagt Jesus:
2 denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
Auffallend ist hier, das das ewige Leben darin besteht Gott und Jesus Christus zu erkennen.
Im hebräischen Denken ist Erkennen nie nur ein kognitiver Vorgang.
Das Wort Jdh mein Erkennen im allumfassenden Sinn.
Es schließt sogar die Sexualität mit ein:
Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger (Gen 4:1)
Erkennen, dass hat für mich sehr viel damit zu tun, dass wir das Bild des anderen in uns aufnehmen.
„Nimm sein Bild in dein Herz“ so lautet das Buch H. Nouwen. Ein geistliche Auslegung des Bildes zum Bild „Vom verlorenen Sohn" von Rembrandt.
So lange Jesus noch nicht da war, hatten wir kein angemessenes Bild von Gott. Deswegen warnt uns das Alte Testament, uns ein falsches Bild von Gott zu machen und dieses Bild anzubeten.
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: 5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!
Aber in Jesus haben wir das richtig Bild von Gott. Weil er mit dem Vater verbunden ist. Weil Vater und Sohn sich gegenseitig durchdringen. Jesus kann sogar sagen:
John 10,30 Ich und der Vater sind eins.
Ich glaube feste daran, dass dieses Bild von Jesus in uns, alles verändert.
Jesus in uns, das heißt, wir dürfen wie er zum Himmel sehen und beten: „Vater unser im Himmel“
Jesus in uns, das heißt, wir haben in uns die Brücke zu Gott.
Jesus in uns, das heißt, wir sind durch Jesus in seine Einheit mit Gott aufgenommen.
Jesus in uns, das heißt in uns wirkt bereits die Kraft seiner Auferstehung.