Heimsuchung


Predigt über Jeremia 29

Die Krise

Jer 29,1 Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte 2 — nachdem der König Jechonja und die Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren -, 3 durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda, nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel: 4 So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen:

Wir haben es, wie an vielen Stellen in der Bibel mit einer Krisensituation zu tun.
Der Brief des Propheten richtet sich an die Weggeführten in Babel.
Sie alle haben die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung durch die Babylonier im Jahr Jahr 587 v. Chr. miterlebt.
Es war eine nationale Katastrophe aller größten Ausmasses. Man könnte es vielleicht Vergleichen mit dem Schickal vieler Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg vergleichen, die durch Flucht und Vertreibung ihre Heimat verloren hatten.
Aber es war auch eine religiöse Kathastrophe. Denn der Tempel, der Dreh und Angelpunkt des Glaubens war zerstört worden. Jahwe der Gott Israel hatte sich scheinbar als der schwächer Gott erwiesen.
Der Brief ist in diese Krise hinein gesprochen.
Er richtet sich an die Deportierten in Babel.
Und es scheint so, dass er als göttliches Wort auch direkt in unsere Krisensituation heute hineinspricht.

Sich in der Krise einrichten

Er warnt vor falschen Hoffnungen, dass die Krise zu schnell vorbei ist.
Wir müssen uns in der Krise einrichten.

5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; 6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.

Das Leben muss weitergehen.
Wir können nicht alles stoppen!
Wir müssen vor allem das Leben an die nächste Generation weitergeben und ihr Veranwortung ihr gegenüber wahrnehmen!
Deswegen finde ich es jetzt so wichtig, dass die Kitas und Schulen offen bleiben.

Suchet der Stadt Bestes

Der Prophet fordert dazu auf für die Stadt zu beten und für sie zu sorgen!

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl

Die Alternative wäre es ja die staatlichen Institutionen in Babylonien, das ja Feindesland ist zu sabotieren.
Das Bedeutet für uns in der Krise, dass wir gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssen.
Das heißt nicht, dass man jede veordnete Maßnahme kritiklos hinnimmt.
Aber vielleicht müssen wir als Kirche das noch einmal neu entdecken, was unsere spezielle Aufgabe in dieser Krise ist.

Die falschen Propheten

Sehr überraschend ist die Warnung vor den falschen Propheten

Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! 9 Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr.

Propheten die faked news und eine falsche Deutung der Krise vermitteln
Das ist in der Zeit von Verschwörungstheorien und Corona-leugnern ein ganz heißes Eisen.
Wer die Wahrheit nicht sehen will, der verschlimmert die Krise.
Durch alle Menschen, die keine Maske getragen, ist die Krise mitverschlimmert worden.
Also genau das, wogegen sie ankämpfen verschlimmert sich!

Alles hat seine Zeit

Alles hat sein Zeit sagt der Prediger.
Und so hat auch jede Krise ihre Zeit.

Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.

Manche Wege müssen gegangen werden. Es gibt keine Abkürzungen.
So gibt es z.B. in der Trauer keine Abkürzungen.
Wir können die Krise nicht abkürzen.
Gerade im Gegenteil: Wo wir meinen wir können sie durch eigenmächtiges Verhalten abkürzen und den Normalzustand herbeiführen, geschieht genau das Gegenteil, eine Verlängerung ist die Folge!
Jede Krise hat seine Zeit.
Das Alte Testament ist da sehr symbolträchtig
70 Jahre ist die Gefangenschaft in Babylon
40 Jahre wandert das Volk Gottes durch die Wüste
Aber das zeigt auch jede Krise ist begrenzt und Gott wird sich wieder uns gnädig zuwenden.

Hoffnung auf die Zukunft

Am Ende wird alles gut. So sagt der Prophet:

11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.
wörtlich: das ich euch gebe Hoffnung und Zukuft

Das ist sehr wichtig: Jede Krise ist nur ein Durchgangsstadium. Um Ende steht Gott und wartet auf uns.

Suchet mich

Diese Zusage macht nun etwas anders möglich, nämlich Gott zu suchen:

12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten und ich will euch erhören. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen,

Das Gott es gut mit uns meint, fordert uns heraus, Gott zu suchen!
Und das ist ja auch die schöne Bedeutung des Wortes "Heimsuchung"
Man sucht jemand um ihn nach hause zu holen. Es geht dabei nicht Zerstörung, sondern um eine Suchbewegung.
Und diese Suchbewegung ist immer eine Doppelte: Gott sucht uns und wir sind aufgefordert Gott zu suchen.

Heimkommen zum Vater

Das Ziel der Suchbewegung ist das Heimkommen zum Vater.
Von einer solchen Suchbewegung berichtet auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn: Dem Sohn muss es erst schlecht gehen, bis er sich aufmacht und den Vater sucht.

die aktive Suche des Sohnes

Die Suchbewegung des Sohnes ist eine aktive: Er muss sich enscheiden, muss aufstehen und muss zum Vater gehen.

die passive Suche des Vaters

Die Suchbewegung des Vaters ist eine passive. Und das ist es was im Moment nicht verstehen.
Der Vater steht einfach vor seiner Haustür und wartet. Er hält nur Ausschau danach, dass sein Sohn zurückommt. Er tut sonst nichts.
Er könnte ja auch

  • eine Vermisstenanzeite aufgaben,
  • die Polizei verständingen,
  • einen Privatdedektiv losschicken.
    Aber der Vater macht nichts.
    Er lässt es einfach zu:
  • Das der Sohn mit dem Erbe weggeht
  • Das er das Erbe versäuft und vehurt

Diese passive Suche des Vaters, verstehen wir oft nicht.
Wir verstehen nicht, dass Gott nicht eingreift handelt
Das er so lange wartet, bis überhaupt irgendetwas geschieht
Es ist die verborgene Seite Gottes
Der Abrund seiner Liebe.
Die uns die Freiheit läßt, bis wir umekhren und ihn von ganzem Herzen suchen
Dann wird er sich finden lassen
Amen