Jesus der Hohe Priester

Jesus eine Priester nach der Ordenung Melchisedeks? Für heutige Ohren schwer zu verstehen, erhält dieser Text aus dem Hebräerbrief doch eine tiefe Wahrheit.

Predigttext

Heb 5,1 Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden. 2 Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt. 3 Darum muss er wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden. 4 Und niemand nimmt sich selbst die hohepriesterliche Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.

5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« 6 Wie er auch an anderer Stelle spricht: »Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« 7 Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. 8 So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. 9 Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden, 10 genannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Was ist ein Priester?

Melchizedek ein Priester aus der grauen Vorzeit

Was sehen sie oder woran denken, sie wenn sie das Wort Priester hören?

Wenn sie jetzt nicht gleich an einen katholischen Priester denken, dann kennen sie vielleicht Priestergestalten aus historischen oder mystische Filmen und Erzählungen.

Ein Priester gehört zu einer Kirche oder zu einem Tempel.

Er ist eine heilige Person, deswegen trägt er auch besondere Kleider

Er vollzieht heilige Handlungen, die nur er durchführen darf.

Er hat eine besondere Verbindung zu Gott.

Er ist eine archaische Gestalt aus grauer Vorzeit!

Wenn sie sich so einen Priester vorstellen, dann sind sie schon auf der Spur….

Eine solche mystische Gestalt ist auch der Priesterkönig Melchizedek.

Seine Name heißt auf deutsch übersetzt König der Gerechtigkeit.

Er wird nur einmal im AT erwähnt als er Abraham begegnet und ihn segnet.

Gen 15: 18 Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten

Salem das könnte das spätere Jerusalem sein.

Melchisedek ist so etwas wie die Urgestalt des Priesters noch bevor das Volk Israel selber Priester hatte.

Die Rolle des Priesters im Tempel

Was dann später der Priester tat beschreibt unser Predigttext:

Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.

Die Menschen brachten ihre Opfer (Tiere, Abgabe etc) und die Priester opferten sie auf den verschiedenen Altären, um Vergebung für die Sünden zu erwirken und die Beziehung zwischen Menschen und Gott zu reinigen.

Die Verheißung an König David?

Später hat dann David als König von Jerusalem für sich in Anspruch genommen ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks zu sein:

Ps 110, 4 Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.«

Brauchen wir heute noch Priester?

Priester, nein danke!

Ich glaube, wenn wir eine Umfrage machen würden, würden die meisten Menschen (wenn sie nicht überzeugte Katholiken sind) diese Frage verneinen.

Ein wissender Protestant würde mit dem Hinweis auf unseren Predigttext sagen, dass wir keine Priester mehr brauchen, weil Jesus selbst der Priester ist. Aber davon gleich mehr.

Die heiligen Institutionen haben ihre Glaubwürdigkeit verloren und damit auch die Personen, die sie vertreten.

Heiliges ja bitte!

Brauchen wir das Heilige? - Da wären die Antworten bestimmt unterschiedlich. Viele Menschen würden sicherlich von einer großen Sehnsucht nach dem Heiligen sprechen, auch wenn sie nicht wissen, wo sie es finden können. In dieser Welt wo es so viel Unheiliges, Kaputtes und Böses gibt.

Aber wer kennt sich den heute noch mit dem Heiligen aus? Also brauchen wir doch Priester oder spirituelle Führer, die uns den Weg weisen?

Ich habe dieser Woche an einer online Veranstaltung einer Schamanin teilgenommen. Es war schon interessant, wie sie in das Leben von Menschen hineingesprochen hat, die Heilung suchen. Die Prozesse sind einfach, die dahinter stehen. Es geht in vielen Fällen um eine Heilung des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses.

Menschen sind offenbar bereit für Seminare bei der Schamanin mehrere tausend Euro zu zahlen! Menschen suchen also Heil und Heilung. Aber sie suchen es nicht mehr bei uns in der Kirche und sparen lieber die Kirchensteuer ein!

Jesus der Priester und König

Wer ist Jesus? Das ist die entscheidende Frage. Auf die kommt es immer wieder an!

Kann er Heil und Heilung anbieten?

Jesus als Urbild des Priesters und des Königs

Der Text bietet eine Antwort an, auch wenn sie zunächst für unsere moderne Ohren nicht so einfach zu verstehen ist. Aber wir müssen uns auf die Bilder einlassen, die dahinter stehen. Diese Bilder haben heilende Kraft. 1

Jesus ist ein Priester und er ist zugleich auch König.

Das sind zwei starke Bilder 2.

Jesus ist aber nicht irgend eine Priester und irgendein König.

Sondern der wahre Priester und der wahre König.

Das Urbild von beiden.

Wenn er der wahre König ist, dann hat er auch die reale Macht über alles, was im Himmel und auf Erde ist.

Wenn er der wahre Priester ist, dann ist er auch allein derjenige, der die Verbindung zwischen uns Menschen und Gott herstellen kann. Er ist der Zugang zum Heiligen nachdem wir uns so sehr sehnen.

Damit ist er wie der Predigtext sagt:

Urheber des ewigen Heils

Jesus der verworfene Priester und König mit der Dornenkrone

Nun ist aber an diesem König und Priester etwas ganz anders, alles bei allen anderen.

Er ist der Gekreuzigte, der König mit der Dornenkrone, auf dessen Kreuz stand INRI: „Jesus aus Nazareth König der Juden“

Das Bild passt gar nicht zu dem, wie wir uns einen König und Priester vorstellen:

  • Ein König der so ohnmächtig ist?
  • Ein Priester, der verflucht am Kreuz hängt, der Gotteslästerung angeklagt.

Aber eben genau deshalb ist er der wahre König und der wahre Priester

Am Kreuz hat er auch über dunklen Mächte gesiegt: die Sünde, den Tod, das Böse…

Und er hat die wahre Brücke zu Gott geschlagen.

Das Wunder der Menschwerdung

. 8 So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.

Der Satz ist faszinieren und schwierig zugleich

Schwierig, weil in der Antike die Vorstellung galt, dass, die körperliche Züchtigung ein Mittel der Erziehung war. Davon haben wir uns distanziert.

Faszinierend, weil Jesus etwas gelernt hat.

Wenn Jesus Gottes Sohn ist, ist er dann nicht vollkommen und kann er dann überhaupt etwas lernen. Das wiederum ist für antike Ohren eigentlich vollkommen unmöglich, dass Gott etwas lernen kann.

Jesus unser Priester und König?

Wie können Menschen Heil und Heilung mit diesem König und Priester erfahren, ohne dafür zu einer Schamanin zu rennen und tausende von Euro zu bezahlen?

Wie kommt Jesus, der Priesterkönig nach der Ordnung Melchisedkes in die Herzen der Menschen?

Wir müssen verstehen, welche Macht Bilder über uns haben 3.

Wir leben heute im medialen Zeitalter, der Bilderüberflutung durch Fernsehen und Internet. Diese Bilder steuern und lenken uns, viel mehr als uns das bewusst ist.

Vor dieser oft unheilvollen Macht will uns das zweite Gebot schützen:

Deut 5,8 Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.

Genau diese Gebot hat Martin Luther in seinem Katechimus (ich weiß nicht, ob sie ihn noch auswendig gelernt haben) unterschlagen. Warum?

Weil uns in Jesus ein wahres unverzerrtes Bild von Gott gegeben ist.

Dieses Bild dürfen wir ansehen. In diesem Bild ist das Heil und die Heilung

  1. vgl. Grün, die heilsame Kraft der inneren Bilder[]
  2. vgl. C.G. Jung[]
  3. So spricht Gerhald Hüther im gleichnamigen Buch über die „Macht der inneren Bilder“[]