Jesus lehrt beten

Predigt zum Sonntag "Rogate"

Predigttext

5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Die unverschämte Bitte

Mitten in der Nacht klopft es an die Türe

  • Was ist das?
  • Ein Notfall?
  • Einbrecher?
  • Die Stimme kenn ich doch?

Der Freund und Nachbar hat überraschend Besuch bekommen

  • Ist das nicht mein Freund und Nachbar von nebenan?
  • Mit lauter Stimme bitte er um Hilfe.
  • Spät in der Nacht hat er noch Besuch bekommen.
  • Er bittet deshalb um Lebensmittel.
  • Er kann doch seinen Gast nicht hungrig ins Bett schicken.
  • Erst morgen wird wieder gebacken und ihm ist das Brot ausgegangen.
  • Das war aber eben nicht eingeplant.

Situation

  • Was soll sie machen?
  • Die Türe ist verschlossen (mit drei Riegeln).
  • Das Licht muss angezündet werden.
  • Kinder liegen auf Matten im Boden - und sie müssen aufwecken oder über sie drüberstolpern.

Die Bitte ist eigentlich unverschämt

  • Die Bitte meines Freundes ist eigentlich schon unverschämt
  • Die Nachtstunde
  • Die Mühe, die damit verbunden ist
  • Es ist das Brot ihrer Kinder zum Frühstück, das er da erbittet.

Jesus sagt: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf

Die bösen Väter

Aber Jesus setzt noch eins drauf:

Kann ein Vater seinem Sohn eine Bitte abschlagen.

Wenn mein Sohn mich um Holz und Nägeln zum Basteln bittet, kann ich ihm diese Bitte abschlagen.

Selbst wir böse Väter geben unsere Kinder gute Gaben! Wir würden es nicht wagen unser Kinder hinters Licht zu führen.

13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Die Verheißung der Bibel

9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

Wir dürfen Gott unverschämt bitten.

Wir dürfen erwarten, dass er uns Gutes gibt

Jesus der Lehrmeister des Betens

Jesus ist ein Lehrmeister des Betens.

Nicht nur beim Vaterunser, sondern auch hier in unserer Geschichte und vielen anderen Geschichten.

Wir haben das Beten verlernt

Und ich sage: wir haben das Beten eigentlich verlernt.

Nicht nur in der Bitte um den Hl. Geist, um die es auch gleich noch gehen wird, sondern in vielen Dingen des Alltags.

Tischgebete bei den Konfirmanden. Erst mal Fehlanzeige. Erst wenn man sie dadurch motiviert auf einer Freizeit, dass der Tisch, bei dem jemand das Tischgebet spricht, als erster ans Büffet darf, dann geht was. Und wenn es auch nur ein kurzes Gebet ist „Herr lass deinen Segen über diese Pizza fegen“

Und warum beten wir vielleicht weniger als frühere Generationen: Es ist der Machbarkeitswahn. Wir meinen alles selber erreichen zu können.

Man ist eben nicht mehr auf die Hilfe angewiesen, weil man anders als der bittende Freund in der Geschichte einen Kühlschrank und eine Gefriertruhe hat, die uns beim auftreten unerwarteter Gäste aus der Patsche helfen.

Gerade jetzt in der gegenwärtigen Not, brauchen wir Gebet

Und ich frage mich: warum beten wir nicht mehr, in all den Notlagen, die uns betroffen haben. Coronakrise, der Krieg in der Ukraine, und auch so manche Not in der Kirche: die Mitglieder laufen uns davon, es gibt keinen Nachwuchs mehr bei den Pfarrern und das Geld wird knapp.

Ich habe es auf meinem Herzen: Zusammenzukommen hier in der Kirche, und all die Nöte dieser Welt und dieser Kirche und auch unsere eigenen vor dem Altar zu legen. Unverschämt bitten wir auf jeden Fall noch nicht, vielleicht eher zögerlich hier und dort. Da ist noch viel Luft nach oben.

Es ist Hochschulgottesdienst. Der Katholische Bischof Bertram spricht über das Thema „Warum bleiben, wenn die Kirche zum davon laufen ist“- Studierende aus der ESG sind mit den Fürbitten vertraut. Eine Studierende betet aus vollem Herzen, ohne Rücksicht auf liturgische Floskeln. Frei. Ich weiß nicht, ob ich als amtierender Liturg in den Boden versinken soll…. Aber innerlich sage, ja so ist es, solches Gebet brauchen wir.

Die Bitte um den Heiligen Geist

Leben im umfassenden Sinn

Nun geht es bei der Bitte um den Hl. Geist nicht um Nahrung, Kleider, Schuhe, sondern um das Leben selbst , im umfassendsten Sinn.

Wir Leben und sind allein durch Gottes Heiligen Geist am Leben. Es ist sein Lebensatem, durch den wenn wir sind und durch den wir leben. Das vergessen wir oft.

Natürlich habe ich das Leben. Es ist mir bei meiner Geburt gegeben.

Natürlich habe ich auch den Hl. Geist. Er ist mir durch die Taufe gegeben, so glauben wir.

Warum sollen wir also noch darum bitten?

Das irdische Leben

Weil Leben eben nicht selbstverständlich ist genauso wie das tägliche Brot, um das wir bitten.

Nun ist unser natürliches Leben alles andere als selbstverständlich: Auch wenn wir uns in Deutschland so sicher fühlen, oder gefühlt haben.

In den letzten Monaten, ich weiß nicht ob es ihnen auch so gegangen ist, habe ich mich oft gefragt: Was ist wenn es jetzt zu einem Atomkrieg kommt? Wenn alles aus wäre? Unser irdisches Leben hängt an einem seidenen Faden. Hing es immer schon, aber wir merken es nicht oder verdrängen es oft.

Die meisten Beerdigungen die ich halte, dass sind Menschen die älter sind als ich. Aber es gibt sie eben auch. Menschen werden heimgerufen, die jünger sind als ich. Vor einem Jahr war alles noch in Ordnung. Ein glückliches Leben. Und dann kam der Krebs.

Das geistliche Leben

Wenn unser irdisches Leben so flüchtig ist, wie flüchtig ist dann unser geistliches Leben?

Das wird schon in den Bilder deutlich, die die Bibel für den Heiligen Geist gebraucht.

  • ein Windhauch, der mal hier, mal dorthin bläst
  • eine Feuerflamme die immer wieder erlöschen droht, wenn sie nicht genährt wird
  • eine Taube, die schnell wegfliegt.
  • und wie Wasser, das in unseren Händen zerrinnt.

Der geistliche, neue Mensch in Jesus

Wie sieht die Bibel, das neue Leben in Christus. Das geistliche Leben? Ich fasse mal ganz kurz zusammen und überlegen sie mal kurz bei jedem Wort, wie flüchtig, wie zerbrechlich das ist.

Liebe zu Gott

Liebe zu anderen

Glaube an Gott, das Vertrauen

Friede

Hoffnung

Freiheit

Mut

  • das Richtige zu tun
  • die richtigen Entscheidungen zu treffen
  • Verantwortung übernehmen

Alter Mensch

Das alles ist sehr flüchtig und wie schnell fallen wir zurück in das was die Bibel als den alten Menschen beschreibt. Auch hier wieder nur die kurzen Zusammenfassung in einigen Stichpunkte. Und Überlegen sie jedesmall, wie schnell wir dahin zurückfallen.

Unfriede

Hass

Neid

Unfreiheit

Verzweiflung

Rastlosigkeit und Hektik

Angst

  • Entscheidungen zu Treffen
  • Angst Bindungen einzugehn
  • Weglaufen, Flucht
    • Drogen

Beten als ein Haltung des Empfangen und Bewahrens

Beten als Haltung des Empangens

Uns wird das irdische und das geistliche Leben immer wieder neue geschenkt.

Manchmal auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Aber Beten richtet mich auf den Sender aus, wie ein Radioempfänger der auf den richtigen Sender eingestellt wird und bei dem man die Musik oder die Stimme klar und deutlich hören kann.

Und durch das Beten fließt mir die Urkraft und Energie Gottes zu.

Immer wieder kann ich neu anfangen, mich neu füllen lassen

Weil Gott einfach in seiner Gnade mit seinen geistlichen Gaben beschenken will.

Gott ist der Grund des Lebens

Der Schöpfer des Irdischen Lebens aber und ganz besonders der Schöpfer des geistlichen Lebens.

Von ihm geht alle Liebe, aller Friede, alle Hoffnung aus!

Beten als eine Haltung des Bewahrens

Nun ist es ein Mißverständnis, dass immer viel beim Gebet passieren muss.

Dass ich emotional reich beschenkt werde.

Dass es nur große „Bekehrungserlebnisse“ gibt. Die gibt es auch, aber die sind eben nicht alles!

Gottes Gnade ist manchmal wie ein breiter Strom, der uns mit sich fortreisst. Aber vieles geschieht kleiner und unscheinbarer.

Beten hat viel mit der täglichen Treue zu tun

  • Gottes Gnade will in unser Leben einsickern
  • Sie will unser Leben durchtränken
  • Es gilt immer wieder neu den neuen Menschen anzuziehen
  • Gebet soll unseren Alltag bestimmen
  • Gebet ist ein lebenslanger Lernprozess
  • Ein Proß beständigen Umdenkens
  • nicht nur in bestimmten Studen od. Höhepunkten

Rogate

Bittet so heißt unser Sonntag auf lateinisch.

Es ist eigentlich grammatikalisch ein Imperativ.

Nich eine umständliche Formulieren: Wäre ganz nett, wenn wir mehr beten würden.

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.