Predigt am 1.Advent über Jer 23,5-6
Predigttext
Jer 23, 5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der Herr unsere Gerechtigkeit«.
Heute geht es also wieder los?
Advent, Weihnachten, alle Jahre wieder…
Auf was freuen wir uns jetzt alles
Geschenke, Plätzchen, Festbeleuchtung, Feiertage
Welche Gefühle haben sie dabei?
Vorfreude, Spannung, wie alles wird
Auf die Geschenke, die wir bekommen?
Aber vielleicht ein bißchen innere Anspannung
Was ist nicht noch alles zu erledigen, zu besorgen vorbereiten?
Ein Untergangslied
Es ist eigentlich ein Untergangslied, das der Prophet Jeremia hier anstimmt.
Jer 23,1 Weh euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umkommen lasst und zerstreut! , spricht der Herr. 2 Darum spricht der Herr, der Gott Israels, von den Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Herde zerstreut und verstoßen und nicht nach ihr gesehen. Siehe, ich will euch heimsuchen um eures bösen Tuns willen, spricht der Herr.
Jeremia hat es alles erlebt und persönlich mitgemacht
Die Belagerung und die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier
Die schlimme Zeit danach hat er in seinen Klageliedern besungen.
Und er hat die Verschleppung der Oberschicht nach Babylon selbst miterlebt.
Und vor allem hatte er schlechte Erfahrungen gemacht mit den Königen der damaligen Zeit.
- Überheblichkeit
- leere Versprechungen
- Vetternwirtschaft
- Führen ihr Volk in den Untergang
- Gesetzlosigkeit
- Unterdrückung der Armen
Eine lange Liste!
Und Jeremia hat das persönlich erfahren müssen:
Ihn den Propheten den Mann Gottes hat man in eine Zisterne gesteckt, in der er bis zur Brust in den Bodenschlamm versunken ist. Man wollte ihn wohl dort buchstäblich verrotten lassen!
Und in die Reihe der letzen Könige von Juda reihen sich dann alle anderen Könige und Despoten der Weltgeschichte ein, egal wie sie immer auch heißen: Nero, Hitler und viele anderen
Hoffnung auf den neuen Herrscher
So ist es nicht verwunderlich, dass Jeremia seine Hoffnung auf einen neuen Herrscher setzt.
Wohlgemerkt er ist ein Kind seiner Zeit. Von Demokratie war zur seiner Zeit noch nicht die Rede. Diese wurde das erste mal in Athen erst 100 Jahre später entwickelt.
Und der Prophet Jerermia singt nun gegenüber dem Untergangslied ein Lichtlied von diesem Herrscher.
5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der Herr unsere Gerechtigkeit«.
Ist Jesus, der da kommen soll?
Zwischen Jesus und Jeremia liegen noch einmal 600 Jahre Geschichte. Geschichte von Herrschern, Geschichte von Kriegen. Nach den Babylonieren, kamen die Perser, dann die Griechen und dann die Römer. Immer wieder Hoffnungen auf einen Neuanfang.
Immerhin herrscht zur Zeit von Jesu Geburt ein eigener König in Juda, König Herodes unter Duldung der Caesaren in Rom. Aber wie wir aus der Geschichte wissen: ein gerechter König war er nicht, ließ er doch dann alle neugeborenen Kinder in Bethlehem umbringen aus Angst vor einem neuen König.
Ist also Jesus, der da kommen soll?
INRI Jesus aus Nazareth, König der Juden
Es fängt also klein, so bescheiden an
- Krippe& Stall
- Angehöriger der Unterschicht, sein Vater ein einfacher Zimmermann
- Umherziehender Rabbi
und endet in einem Desaster:
Jesus wird von seinen Landsleute angeklagt, sich anzumassen der von Jeremia und anderen Propheten verheißene Messias ( der gesalbte König zu sein) und an die Römer ausgeliefert.
Die fackeln nicht lange und kreuzigen ihn.
INRI= Jesus Nazarenus Rex Judorom (Jesus aus Nazareth, König der Juden) steht als Verurteilungsgrund über seinem Kreuz.
Der Herr unsere Gerechtigkeit
Nun muss man schon genau hinschauen, was Jeremia prophezeit hat
Der Name des erwarteten König wird sein „Der Herr unsere Gerechtigkeit“
Das steht dann im hebräischen „Jahwe unsere Gerechtigkeit“((Weil Luther in jüdischer Tradition den Gottesnamen immer mit HERR übersetzt hat, weil die Juden aus Ehrfurcht vor dem Namen diesen nicht lasen, sondern stattdessen „Herr“-Adonai lasen))
Der von Jeremia erwartet König, sollte also gar nicht durch seine eigene Gerechtigkeit glänzen und durch seine großen Taten, sondern in allen Dingen auf Gott und seine Gerechtigkeit verweisen.((Damit übte Jeremia indirekt Kritik am letzen König von Juda, dessen nahme Zedekia war, eine Kurzform von „Jahwe ist unsere Gerechtigkeit“ ))
Darum brauchte Jesus auch gar nicht all den für Könige üblichen Tand und Reichtum, sondern durch ihn und seine ärmlichen Windeln strahlte Gottes Herrlichkeit und Gerechtigkeit hindurch. Das große Geheimnis von Weihnachten.
Und Jesus vertraut bis in den Tod hinein auf Gottes Gerechtigkeit und nicht auf die Gerechtigkeit der Menschen.
Als Christen glauben wir, dass Gott seine Gerechtigkeit an Jesus erwiesen hat, dass er ihn von den Toten auferweckt hat und Jesus, das Kind aus der Krippe, den von Menschen verurteilten und gekreuzigten, als Sohn Gottes und Herrscher der Welt eingesetzt hat. Der einzige und wahre König.
Unsere Gerechtigkeit und Gottes Gerechtigkeit
Dies alles hat tiefgreifende Konsequenzen in der sichtbaren und unsichtbaren Welt
in der sichtbaren Welt
Wenn Gott unsere Gerechtigkeit ist, dann sind alle unsere menschlichen Versuche Gerechtigkeit zu leben relativiert.
Sie bleiben Bruchstücke.
Es macht dann keinen Sinn von anderen zu erwarten, dass sie vollkommen gerecht sind. Und auch von mir selber muss ich es nich erwarten.
Vielleicht stört uns das Wort gerecht. Ersetzen wir es mal durch das Wort „perfekt“
Du bist nicht perfekt, ich bin nicht perfekt. Gott allein ist perfekt, das heißt vollkommen.
Das ist ungeheuer enspannend und entlastend. Ihr braucht euch nicht mehr gegenseitige „das perfekte Weihnachtsgeschenk“ zu schenken, wie die Werbung das suggeriert. Gott hat es uns schon geschenkt Jesus Christus.
In der unsichtbaren Welt
Warum wollen Menschen perfekt sein? Warum wollen sie eine Leistung erreichen, die über andere herausragt? Die Bestand hat?
Es geht dabei um vieles um die Dominanz in einer Gruppe, wer den größeren Bagger im Sandkaste hat, aber eben auch um die Frage nach der Ewigkeit.
Es soll etwas von mir zurückbleiben, überdauern, auch wenn ich Tod bin.
Deswegen haben die Könige Paläste und Pharaonen Pyramiden gebaut. Es sollte etwas von Ihnen bleiben über den Tod hinaus in die Ewigkeit.
Und nun ist durch Jesus den König der Gerechtigkeit, dieses große Problem gelöst: Die Währung, die im Himmel zählt, sind nicht meine Leistung, mein Perfektionismus, meine Gerechtigkeit, sondern allein, das was Jesus für mich am Kreuz getan hat.
Wie Jesus in seinem Leben und Sterben auf Gott vertraut hat, der die Gerechtigkeit ist, darf ich in meinem Leben und Sterben auf Jesus vertrauen und sagen, er ist meine Gerechtigkeit. In ihm bin ich alles, und habe alles was ich brauche in diesem und im Leben, was noch kommt.
Amen