Makrothumie -Langmut

Über Langmut, Warten und eine Weltbild mit Perspektive

Predigttext

.Jakobus, 5,7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. 9 Seufzt nicht widereinander, liebe Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. 10 Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. 11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.

Langmütig

So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn

Makrothymia steht da im Griechischen.
Makros kennen wir es heißt groß, Gegenteil von Mikros, klein.
Thymie ist die Leidenschaft
Also soviel wie lange oder große Leidenschaft

Wo brauchen wir nicht überall eine solche große oder lange Leidenschaft?

Der Bibeltext selbst gibt ein gutes Beispiel:

Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.

Der Bauer sät und muss dann lange warten.
Im Gegesantz zum Jäger und Sammler, der sein Gejagtes und Gesammeltes sofort essen kann.
Nein der Bauer muss viel Energie und Leidenschaft aufbringen, um dann auf den Ertrag zu warten.
Und so brauchen wir Geduld und Disziplin in ganz vielen Fällen.
Gerade jetzt in Zeiten von Corona: Durchhalten ist angesagt.
Sich an die Regeln halten in der Hoffnung, dass es Besser wird!
Es fällt uns aber allen schwer, wenn wir nicht sofort den Erfolg sehen!
Das Problem ist dabei, dass wir es lernen müssen, einer möglichen kurzfristigen Belohnung, die langfristige Belohnung, die auf sich warten lässt vor zu ziehen.
Was hält uns davon ab, bei einem Adventskalender gleich alle 24 Türen zu öffnen? Dann hätte man doch jetzt schon alles. Nein die Erfahrung leert uns, es ist schöner, jede Tag eine neue Freude zu haben und die freudige Erwartung auf Weihnachten mit jedem Tag im Advent zu steigern!

Was Hilft uns die Leidenschaft aufrecht zu erhalten?

Der Text gibt zwei Hilfen

Die Herzen stärken

Der Text sagt zunächst was nicht hilft: Gegeneinander Seufzen

9 Seufzt nicht widereinander, liebe Brüder

Sich gegenseitig bemitleiden, das hilft nicht weiter
Wir brauchen etwas anderes, um langmütig zu bleiben!
Das schwächt unserer Herzen, unser Durchhaltevermögen

8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen

Das Gegenteil ist wichtig, unser Herzen stärken!
Uns gegenseitig ermutigen, aufbauen!
Uns gegenseitig sagen, wie schön es sein wird, wenn wir bis zum Ende durchhalten.
Zum Durchhalten anspornen!

Beispiele

Und wir brauchen Vorbilder, die die es auch schon geschafft haben
Der Text führt zwei Beispiele an:

Die Propheten

10 Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten,

Propheten wie z.B. Jeremia haben viel erlitten.
Er hat die nahe Eroberung von Jersualem durch die Babyionier verkündigt.
Dafür wurde er verlacht und verspottet und sogar in einer Zisterne eingesperrt, wo er fast gestorben wäre.

Hiob

Er verliert zunächst alles, seinen Besitz und seine Kinder und wird außerdem noch krank.
Seine Freunde versuche ihn sogar noch zu überreden, dass er selbst an seinem Unglück schuld sei und es eine Strafe Gottes sei.
Aber Hiob hält an seinem Glauben fest:

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt

Und unser Predigttext vermerkt ganz zu recht:

Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.

Gott gibt ihm alles zurück, was er verloren hat und noch mehr.

Geduld mit Jesus

Nun brauche wir für eine Sache offenbar besonders viel Geduld: Das Wiederkommen Jesus. Und darum geht ja auch in unser Text:

5,7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn.

Das jährliche Warten auf Weihnachten

Advent heißt ja Ankommen!
Jesus kommt!
Jesus wird geboren
Wir denken daran, dass er das erst mal gekommen ist, damals im Stall von Bethlehem.
Deswegen hören wir ja auch im Advent jetzt vom "Warten"
Advent ist eine Zeit des Wartens
Für Kinder ist sie besonders schwer, aber besonders aufregend.
Die Vorfreude auf die Geschenke!
Wir Erwachsenen freuen uns eher auf die besondere Athmosphäre, die Gottesdienste, den Tannenbaum, das gute Essen.

Das Wiederkommen Jesu

Jakobus schreibt aber hier vom zweiten Wiederkommen Jesu

Der Herr ist nahe

Die Naherwartung der ersten Christen

Und die ersten Christen erwarteten Jesus zweites Wiederkommen in kurzer Zeit.
Der Apostel Paulus glaubte fest daran.
Deswegen reist er auch fast durch die ganze Welt, um alle Menschen von Jesus zu erzählen, damit sie bereit sind für Jesus.
Denn eins war klar, wenn Jesus wiederkommen wird, dann wird er zum Gericht wiederkommen und alle Menschen, die nicht an Jesus glauben, werden verloren gehen.

Die Verzögerung der Wiederkunft Christi

Das ist fast zweitausend Jahre her.
Und man könnte sagen, viel Wasser ist seither Lech und Isar hinunter geflossen.
Wir können in den Geschichtsbüchern nachlesen.
Vom Auf und Ab der Geschichte.
Vom Auf und Ab des Christentums.
Und wir fragen, wo bleibt er?
Offenbar brauchen wir hier besonders viel Geduld
Eine besondere Langmut.
Eine besondere andauernde Leidenschaft.
Die Frage, warum er denn noch nicht gekommen ist, werden wir nicht beantworten können.
Schon Jesus sagte:

Matt 24,36 Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

Und an dieser Frage haben sich schon viele Christen und Gelehrte abgearbeitet.
Wir können nur sagen: Wir wissen es nicht!

Was die Langmut bewirkt

Was wir aber sehr genau sagen können, ist, was passiert, wenn wir diese Hoffnung aufgeben.
Paulus wäre dann z.b. gar nicht auf Missionsreise gegangen. Das Christentum gäbe es vielleicht gar nicht in dieser Form und in dieser Ausbreitung.

Ein Weltbild mit Perspektive

Perspektive kommt in einem Gemälde dann zustande, wenn es einen Fluchtpunkt hat. Ein Punkt auf den all Linien zulaufen.

die lineare Geschichte

Mit dem Judentum und dem Islam teilen wir uns die Vorstellung vom Ende der Geschichte.
Am Ende wird es ein Gericht geben.
Es ist, wie die Philosophen sagen ein linearer Geschichtsverlauf:

  • mit einem Anfang, der Schöpfung und einem
  • Ende, dem jüngsten Gericht.

Unser Bild von der Geschichte hat damit einen Fluchtpunkt, einen Punkt auf den alle Linien zulaufen, und dadurch entsteht Perspektive.

Andere Weltbilder wie z.B. die fernöstlichen Religionen oder auch Teile der griechischen Philosophie gehen von einem ewigen Werden und Vergehen, einer zyklischen Wiederholung der Geschichte, wie in einem Kreis.
Bei uns im Abendland hat sich durch den Einfluss des jüdisch geprägten Christentums der lineare Verlauf der Geschichte durchgesetzt.
Und sie können in jeder wissenschaftlichen Kulturgeschichte nachlesen, wie dieses lineare Weltbild uns befähigt hat, die westliche Kultur - und Zivilisation zu entwickeln.
Denn diese Erwartung, dass die Zeit begrenzt ist und das es eine lineare Entwicklung hin auf eine Ende der Geschichte gibt, hat uns in Europa immer wieder zur kulturellen Höchstleistungen angespornt.
Und um ein Letztes zu sagen: Auch manche Physiker gehen zur Zeit davon aus, dass Universum einen Anfang hat: den Urknall und ein Ende. Dann nähmlich wenn irgendwann in Milliarden Jahren, das Universum wieder in sich zusammefällt.

Am Ende kommt Jesus

Was ist nun das besondere an der christlichen Vorstellung vom Ende der Welt?
Am Ende kommt nicht nur das Gericht, nicht nur der Weltuntergang, am Ende kommt Jesus.
Am Ende kommt der Gerichtete als Richter.
Am Ende kommt der, der am Kreuz für uns Gestorbene, um uns zu richten.
Am Ende kommt, der selbst untergegangen ist und auferstanden ist.
Das macht einen gewaltigen Unterschied.
Denn mit ihm bekommt der Fluchtpunkt der Geschichte, das Ende der Geschichteein Gesicht!
Was für eine wunderbare, kostbare Perspektive, die ich nicht vermissen möchte!

Vom Ende her leben

Gehirn eine telelogisches Organ

Unser Gehirn ist ein auf die Zukunft augerichtetes Organ.
Wir planen, durchlaufen, organisieren ständig die Zukunft.
Wir tragen sozusagen, die Zukunft immer in unser Gehirn mit uns herum, weil mal mehr oder weniger, aber doch ständig über sie nachdenken
Wir können gar nicht anders als immer vom Ende her zu leben?
Ohne einen Fluchtpunkt in der Zukunft, gehen wir verloren, wir verlieren die Perspektive für unser Leben!

Das Beispiel des Paulus

Was hat Paulus gemacht?
Er hat auf ein Ziel hingelebt
Er hat vom Ende der Geschichte her gelebt.
Deswegen hatte sein Leben eine solche Dynamik

Jesus ist unser Zukunft

Wenn wir Jesus als das Ende der Weltgeschichte und auch als das Ende unserer eigenen Geschichte in unseren Gedanken, in unserem Herzen bei uns tragen, wenn er uns also nahe ist dann hat unser Leben eine Perspektive.