Ein ganz anderes Kind

Heute hören wir eine ganz andere Geburtsgeschichte, die wir an Weihnachten so nicht erwartet haben.

Predigttext

Exod 2,1 Und es ging hin ein Mann vom Hause Levi und nahm ein Mädchen aus dem Hause Levi zur Frau. 2 Und sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass es ein feines Kind war, verbarg sie ihn drei Monate. 3 Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils. 4 Aber seine Schwester stand von ferne, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde. 5 Und die Tochter des Pharao ging hinab und wollte baden im Nil, und ihre Gespielinnen gingen am Ufer hin und her. Und als sie das Kästlein im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen. 6 Und als sie es auftat, sah sie das Kind, und siehe, das Knäblein weinte. Da jammerte es sie und sie sprach: Es ist eins von den hebräischen Kindlein. 7 Da sprach seine Schwester zu der Tochter des Pharao: Soll ich hingehen und eine der hebräischen Frauen rufen, die da stillt, dass sie dir das Kindlein stille? 8 Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Geh hin. Das Mädchen ging hin und rief die Mutter des Kindes. 9 Da sprach die Tochter des Pharao zu ihr: Nimm das Kindlein mit und stille es mir; ich will es dir lohnen. Die Frau nahm das Kind und stillte es. 10 Und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

Irritation

Ich weiß nicht, ob sie etwas irritiert sind.

Sie sind ja heute hierher gekommen um eine Weihnachtsgeschichte zu hören.

Ja jetzt die Enttäuschung: Mose

Immer es ist eine Geburtsgeschichte, aber warum Mose an Weihnachten?

Wir haben 2017 eine Reform der Predigttexte gehabt und wir sind jetzt nach 6 Jahren im letzen Jahrgang angekommen. Und bisher wurde über diesen Text noch gar nicht gepredigt, obwohl er einer der interessantes Geschichten aus dem Alten Testamen ist

Tauchen wir, bevor wir ganz enttäuscht sind, dass wir zunächst nichts von Weihnachten hören, zunächst in die Geschichte von Mose ein:

Die Mosegeschichte

Was ist da passiert!

Im Zeichentrickfilm Mose wird diese Geschichte als Traum nacherzählt den der erwachsene Mose später hat. Und die Hieroglyphen an den Wänden des Palastes Pharao werden lebendig und erzählen die Geschichte

Mose erinnert sich, was ihm als kleines Baby passiert ist.

Mose hat ja keine bewusste Erinnerung, aber es steckt ganz tief in ihm drin.

Und so kann er nur durch einen Traum das nacherleben, was ihm seine Schwester Mirjam bei einer zufälligen Begegnung ein paar Stunden vorher erlebt hat.

In diesem Film wird die ganze emotionale Notlage der Familie deutlich.

Eine Familie aus einer unterdrückten Schicht, Sklaven, Zwangsarbeiter.

Die Repressalien ihrer Unterdrücker werden so unmenschlich, dass es sogar zum Kindermord an den männlichen Nachkommen kommt, um das weitere Erstarken der Israeliten zu verhindern.

Das alles kommt noch zu dem dazu: zur unbezahlten Arbeit, die Schläge, die Demütigungen.

Die Angst der Familie, die sich über ihr neues Familienmitglied freut und bei der nun eine Razzia ägyptischer Soldaten statt findet, die alle neugeborenen Kinder töten, das kann man sich gar nicht vorstellen. Das übersteigt unsere Vorstellungskraft.

Blanker Terror! Blanke Unmenschlichkeit!

Die Angst der Mutter, die Angst der Mirjam, die ja da wahrscheinlich beteiligt war, die dann versuchen Moses aus der Gefahrenzone herauszubringen.

Er darf ja nicht mal schreien, um sich zu verraten.

Heraus aus dem Dorf und die Flucht ans Nilufer.

Und dann diese Verzweiflungstat.

Das Kind der Gnade Gottes zu überlassen

Ein Schilfkörbchen zu bauen und es dann den Strömen des Nils auszusetzen.

Im Zeichentrickfilm wird ja auch dargestellt, dass dort tausende Gefahren lauern, von Stromschnellen, von Krokodillen, von Booten, die mit dem Körbchen zu kollidieren drohen.

Die Verzweiflungstat setzt ihre Hoffnung darin, dass Gottes Gnade größer ist als die Mordgier des Pharao.

Die Mirjam läuft am Ufer entlang und beobachtet das alles

Das schier Unglaubliche geschieht: Das Körperchen wird angespült in einen Bereich, wo die Tochter des Pharo badet. Und dann das Glück, dass die Tochter des Pharao das Neugeborene in ihren Hofstaat aufnimmt und ihn wie einen Sohn erzieht.

Und dann der ungeheure Mut der Mijram, die Tochter des Pharao anzusprechen und ihr die Mutter des Moses als Amme anzubieten.

Und das bescheidene Glück der Mutter Moses, dass sie als Amme ihren Sohn noch säugen darf, bis sich dann der Kontakt verliert und ihn zurück an den Hof geben muss.

Alles eine hochdramatische Geschichte.

Eine Geschichte wo die Grausamkeit dieser Welt, der Machtverhältnisse, der Unterdrückung sichtbar wird.

So wie sie auch heute noch in vielen Gegenden dieser Welt noch Realität ist.

Die menschverachtenden und mordende Ambitionen von Putin oder der Hamas, die nicht nur einen Krieg gegen Israel, sondern auch ihre eigene Landsleute unterdrückt und auf sie keine Rücksicht nimmt.

Und trotzdem ist in dieser Geschichte ein Hoffnungszeichen enthalten.

Diese Geschichte wurde aufgeschrieben, weil man sich eben erinnerte. Der dem es dann gelang, das Volk Israel aus Ägypten zu führen, wurde schon als kleines Kind gerettet.

Und der Name Mose „Der aus dem Wasser gezogene“ deutet ja tatsächlich darauf hin, dass diese Geschichte so passiert ist:

Und so bezeugt diese Geschichte, dass Gott nicht nur Mose aus dem Wasser gezogen hat, sondern eben sein ganzes Volk vor der Hand der Ägypter beim Durchzug durch das Schilfmeer gerettet hat.

Wechsel zur Weihnachtsgeschichte

Wechseln wir zur Weihnachtsgeschichte

So finden wir eben auch hier die realen politischen Situation wieder:

Zunächst im Gebot des Kaisers Augustus, der einfach so anordnet, dass alle Leute in ihre Geburtstadt müssen.

Ob das sinnvoll ist oder nicht, wollen wir nicht diskutieren, aber es war eben Bürokratie und Schikane.

Natürlich die Verhältnisse in Bethlehem. Dass da kein Platz in der Herberge und Maria und sie sich nichts anders leisten konnten und dann im Stall gelandet sind.

Sie könnten es sich vorstellen, wie es Maria ergangen ist, als schwangere Frau unterwegs.

Wieviel Frauen sind jetzt unterwegs auf der Flucht, müssen im Krieg ihre Kinder gebären. Das alles schwingt da natürlich mit.

Es kommt dann später in der Weihnachtsgeschichte der Kindermord des Herodes kommt dann auch noch dazu, also dass ein Herrscher aus eigenem Interesse Kinder ermorden lässt, kommt dann auch noch.

Das ist die reale Situation. Und sie ist im Vergleich zu heute nicht anders oder andersartig.

Lediglich wir hier in Deutschland leben Gott sei Dank in geordeten politischen Verhältnissen, in einem Rechts- und sozial Staat der besser funktioniert als als anderswo auf der Welt.

Doch das soll uns nicht darüber hinwegtäuschen: In der Welt, so geordnete sie auch immer sein mag, bricht immer wieder Chaos aus. Herrschen immer wieder Unterdrückung und Unfreiheit.

Die Krippe als Symbol für unser Leben

Und genau in dieses Situation ist Jesus hineingeboren.

Und das Sinnbild davon ist eben die Krippe.

Eine Futterkrippe ein unpassende Liegeplatz für einen Säugling, genauso unpassend wie das Schilfkörbchen.

Da gehören Babies eigentlich nicht hinein.

Natürlich bieten Schilfkörbchen und Krippe einen gewissen Schutz.

Aber eben nur scheinbar. Denn Krippe und Körpchen bedeuten, dass beide Kinder den Gefahren dieses Lebens und den Unwirtlichkeiten dieses Lebens ausgesetzt sind und auf die Gnade und den Schutz Gottes angewiesen sind.

Beides ist ein Symbol für unser Leben.

Wir sind auch in den Stall von Bethlehem hineingeboren oder befinden uns auf einer manchmal waghalsigen Fahrt über die Fluten des Lebenstrom in einem wackelingen Schilfkörbchen.

Den Gefahren der Armut des Lebens, der Armseligkeit des Lebens

Wofür steht Weihnachten: Gott mit uns

Das entscheidende ist, dass Gott in Jesus Christus selber in diese Situation kommt.

Und selber in diese Situation hinein wirkt.

Dafür steht Weihnachten

So ist Weihnachten ein Hoffnungszeichen für uns, so wie die Geburt des Mose für das Volk Israel ein Hoffnungzeichen war.

Das Gott in die Geschichte hinein wirkt und wir nicht allein sind.

Das er unser Leben wie das Schilfkörbchen des Mose durch alle Gefahren hindurch auf dem breiten Lebenstrom begleitet und uns sicher ans Ziel kommen lässt.

Dass er stärker ist als alle Todes- und Chaosmächte, die im alten Testament immer wieder durch das Wasser symbolisert werden.

Das ist die gewaltige Hoffnung des Alten Testamentes.

Sie kennen ja vielleicht dann noch die Biogrpahie des Mose. Er hat sich mit seinem Volk solidarisiert, hat einen Aufseher totgeschlagen, musst ins Exil gehen hat dort auf dem Berg Sinai Gott gefunden und kam nach Ägypten zurück, um sein Volk zu befreien.

Aber was im alten Testmament nur für das Volk Israel galt, gilt jetzt für alle Menschen.

Jesus ist nicht nur der Retter Israel, sondern in ihm will Gott allen Menschen nahe sein.

Dafür stehen in der Weihnachtsgeshichte die Weisen aus dem Morgenland, die von weit herkamen um den neugeborenen König der Juden zu sehen.

Weihnachten das heißt: Gott ist mit uns und für uns.

Gott kommt in unsere Welt in unser Situation,

Er ist in dem Kind in derr Krippe gegewärtig.

Er will unsere Situation verändern.

Und Gott kommt durch durch Jesus Christus mit uns zu seinem Ziel.