Lange Nacht der Wissenschaften in Augsburg

Ich war dabei beim Science slam am 4.5 im Rahmen der langen Nacht der Wissenschaften
"Neuronale Steuerung aus Sicht eines Theologen"

https://www.augsburg.de/bildung-wirtschaft/nacht-der-wissenschaft

Geisteswissenchaften und Naturwissenschaften Miteinander oder Gegeneinander?

Eine Neurobiologie und ein Theologe begnen sich

Ein Neurobiologe und ein Theologe diskutieren über das menschliche Bewusstsein.

Der Neurobiologe sagt: „Wir können fast jeden Gedanken auf neuronale Aktivitäten zurückführen.“

Der Theologe lächelt und antwortet: „Aber wer gibt den Neuronen die Themen vor, über die sie nachdenken?“

Der Neurobiologe zuckt mit den Schultern und meint: „Nun, vielleicht brauchen wir beide einen Glauben – meinen an die Wissenschaft und deinen an etwas Höheres.“

Nicht ganz einfacher Dialog

Dieser Witz beschreibt den nicht ganz einfachen Dialog zwischen den Geistes- und den Naturwissenschaften, speziell zwischen der Theologie und den Neurowissenschaften.

Er gibt ein erste These meines Vortrages vor, dass beide Wissenschaftler auf Glauben angewiesen sind, auch wenn das worauf sich der Glaube richtet, manchmal ganz unterschiedlich ist.

Gegenseitige Vorwürfe und Verdächtigungen

Neurowissenschaften und Geisteswissenschaften geht das überhaupt?

Das sind viele Vorwürfe und Verdächtigungen im Spiel:

Der Naturwissenschaftler sagt zum Geisteswissenschaftler sagt: Das was ihr da macht ist ja gar keine richtig Wissenschaft. Das sind alles nur Hypothesen ohne die notwendige Evidenz.

Und der Geisteswissenschaftler wirft seinem naturwissenschaftlichen Kollegen vor: Ihr mit euren technischen Meßmethoden könnt doch gar nicht erfassen, worum es eigentlich geht.

Welche Rolle spielt die Geistewissschaft bei der Lösung der Probleme?

Wir leben in einer Zeit, wo wir dringend unsere Probleme auf diesem Planeten lösen müssen. Man setzt dabei große Hoffnung auf die Naturwissenschaften und vor allem die Technik. Aber welche Rolle spielen dabei die Geisteswissenschaften. Sind sie im Konzert der Wissenschaften notwendig, um Probleme zu lösen und überhaupt um Probleme erfassen zu können? Den Naturwissenschaften mit all ihren vielen Daten und Erkenntnissen, geht allzu oft der Blick für das ganze verloren.

Wohin mit alle den Einzelfakten?

So auch in den Neurowissenschaften. Es erscheinen täglich hunderte von Artikeln veröffentlicht. Doch wer interpretiert die eigentlich und fasst zusammen, was das für unser weiteres Leben und Überleben bedeutet?

Modell der Neuronalen Steuerung

Pragmatische Lösung auf systemeischer Grundlage

Ich gehe da als Theologe einen : Es steht ja schon einiges fest, auch wenn noch viele Frage über unser Gehirn unbeantwortet sind. Lasst uns doch einfach mal sehen, was das was wir schon wissen, bedeutet.

Ganz besonders wichtig ist dabei die Systemtheorie. Denn auch die Neurowissenschaftler verwenden die Systemtheorie als ein großes Modell, um ihre Ergebnisse einzuordnen.

Universalität der „Neuronalen Steuerung“

Mein Modell ist das der „Neuronalen Steuerung“, das sich auf ganz viele Wissenschaften interdisziplinär anwenden lässt. Neuronale Steuerungsprozesse gibt es eigentlich überall, egal ob Psychologie, Soziologie, in der Technik, in der Wirtschaft. Neuronale Steuerung ist ein Übergbegriff, den man ganz viel anwenden kann.

Spurensuche

So habe ich mich als Theologe auf eine spanende Spurensuche begeben und ganz viele Ergebnisse aus den Neurowissenschaften, der Psychologie und anderen Wissenschaften zusammengetragen. Sie erscheinen diesem Herbst unter dem gleichnamigen Titel „Neuronale Steuerung

Bei ganz vielen Prozessen stößt man dabei auf Nichtlinearität. Wo es zu einem Phasensprung, zu einer Überschreitung oder Transzendierung des Bisherigen kommt.

Wie entsteht ein Bild in unserem Gehirn?

Schon bei der einfachen Frage, wie ein Bild in unserem Gehirn entsteht, wird es da spannend.

Wir kennen die Gehirnareale in denen die vom Sehnerv eingehenden Signale anaylsiert und interpretiert werden, z.B. nach Farben, Formen, Bewegungen usw.

Aber wie entsteht daraus wieder ein Gesamtbild? Das ist ein große Frage der neuronalen Bildwissenschaft.

In vielen Fällen interpretieren wir etwas in dieses Bild hinein, was vorher so noch gar nicht da war. Sie kennen diese Phänomenen von den optischen Täuschungen.

Wie entscheiden wir uns?

Zweites Beispiel: Entscheidungsfindung:

Ähnlich wie bei der neuronalen Bildentstehung können wir auch hier viele neuronale Prozesse, wie das Entstehen von Bedürfnissen und Motiven erfassen.

Aber wenn es zu einer Entscheidung, z.B. einem Autokauf kommt, dann überschreiten wir eine Grenze. Und es entsteht etwas ganz Neues durch die Entscheidung.

Wir überschreiten eine Grenze, den Rubikon. So der Name eines der wichtigsten auch neurobiologisch fundierten Entscheidungsmodell, benannt nach dem Grenzfluss Rubikon, den Julius Caesar überschritt und damit den Bürgerkrieg begann.

Welche Rolle spielt der Glaube?

Und schließlich, ich habe es eingangs bereits erwähnt, welche Rolle spielt der Glaube in neuronalen Steuerungsprozessen. Ich meine damit nicht den Glauben an Gott, sondern Glauben ganz allgemein.

Um überhaupt handeln zu können, brauchen wir Ziele. In jedem Ziel liegt bereits ein Überschreiten des jetzigen Zustandes. Aber wer gibt uns diese Ziele vor? Die sind nicht immer ableitbar aus naturwissenschaftlichen Begriffen. Wir müssen dann an unsere Ziele glauben, sonst würden wir sie nicht verfolgen.

Die Rolle der Transzendenz

Ich habe nun drei Beispiele genannt, bei denen es jeweils zu einer Überschreitung, zur einer Transzendenz, des Vorfindbaren kommt.

Wir überschreiten immer wieder eine Grenze in ganz vielen Bereichen unseres Lebens. Für was ist das eine Chiffre? Ist das eine Chiffre dafür, dass der Mensch sich selbst nicht genug ist und da noch eine andere Dimension, etwa Gott mit ins Spiel kommt. Diese Frage möchte ich an dieser Stelle offen lassen.

Gemeinsam vor großen Herausforderungen

Probleme nur gemeinsam Lösbar

Wir sehen vor großen Herausforderungen. Und es ist klar, dass kein einzelner Mensch, diese alleine lösen kann.

Wir müssen in einem „Global Team“ Herausforderungen, wie die Klimakrise lösen. Und es kommt jetzt darauf an, dass wir uns richtig mit miteinader verschalten und zu einem großen neuronalen Netz werden. Das betrifft nicht nur die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse untereinder austauschen müssen, sondern es betrifft die Gesamtgesellschaft, dass sich Wissenschaftler und Politiker und der Normalbürger/erin auf der Straße sich untereinander vernetzen müssen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Soziale Netze als neuronale Netze

Hier geht es um eine ganz besondere Form der neuronalen Steuerung, die über das individuelle Gehirn hinausgeht, zu neuronalen Netzen im sozialen Bereich.

Eine Neurobiologe und ein Theologe begnen sich

Ein Neurobiologe und ein Theologe unterhalten sich über die Rettung der Welt.

Der Neurobiologe sagt: „Wir müssen die Gehirne der Menschen so umprogrammieren, dass sie nachhaltiger denken.“

Sie sehen ihr die Diskussion der letzen Jahr, das es gar nicht so einfach ist das Verhalten von Menschen in Krisen, wie der Coronakrise und der Umweltkrise zu ändern.

Hier geht es um eine ganz besondere Form der neuronalen Steuerung, die über das individuelle Gehirn hinausgeht, zu neuronalen Netzen im sozialen Bereich.

Der Theologe nickt bedächtig und erwidert: „Interessant, ich dachte immer, wir müssten ihre Herzen umwandeln.“

Das ist der theologische Ansatz, das Veränderungen im Herzen anfangen.

Der Neurobiologe lächelt und sagt: „Vielleicht sollten wir einfach beides versuchen – du nimmst das Herz, ich das Gehirn, und zusammen retten wir die Welt!“