Wo kommt die Lebendigkeit her?

Martin Burkhardt fragt zur Pfingsten: Wo kommt die Lebendigkeit her von der der Prophet Hesekiel in Kapitel 37 spricht?

Predigttext

Ezek 37,1 Des Herrn Hand kam über mich und er führte mich hinaus im Geist des Herrn und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. 2 Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt.

3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: Herr, mein Gott, du weißt es.

4 Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des Herrn Wort! 5 So spricht Gott der Herr zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin. 7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war.

Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein. 8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen.

9 Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der Herr: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! 10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte.

Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.

11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns. 12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der Herr: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. 13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr.

Dein persönliches Pfingsten

Pfingsten was ist das? Da kann man schlecht was damit anfangen?

Seit ich ein Christ geworden bin spüre ich diesem Geheminis nach

Und der Heilige Geist lässt sich nicht einfach in die Hosentasche stecken

Das sagen schon seine Bilder: Wind, Feuer, Wasser, Taube

Aber vielleicht muss man die Frage einfacher stellen:

Wo ist dein persönliches Leichenfeld, wo erwartest du dir Lebendigkeit?

Und wo kommt deine Lebendigkeit her?

Das Bild vom Leichenfeld

Der Text beginnt mit einem starken, aber traurigen Bild:

Ein riesiges Totefeld

Aber es ist kein normaler Friedhof, an dem alle Toten ordentlich begraben sind, sondern der Ort eine Kathastrophe

Die Gebeine liegen wild verstreut durch einander

Niemand war da der sie bestatten konnte.

So etwas passierte nur nach großen menschlichen Tragödien

  • nach großen Schlachten mit hunderten von Toten
  • oder Naturkatastrophen besonderen Ausmaßes

Es ist nicht nur der normale Tod, den wir mit unseren Begräbnissen begehen und uns verabschieden kommen, sondern der Tod als Massenereignis

Historische Bedeutung

Ezekiel war ein Prophet der nach der Zerstörung Jersualems im Exil in Babylon gewirkt hat. Für ihn und seine Zuhörer war klar, welche Katastrophe hier gemeint war. Die militärische Niederlage und die Zerstörung Jerusalems. So wird das Leichenfeld zum Symbol für den Untergang und die Zerstörung:

Dies kommt in der Deutung zum Ausdruck die am Schluss steht:

Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns.

Bedeutung heute

Welche Bedeutung haben diese Wort heute für uns: Wo sind unsere Gebeine verdorrt, wo haben wir unsere Hoffnung verloren?

Ich denke zuerst an die Opfer in der Ukraine, in Israel im Gazastreifen. Es sind zwar täglich nicht viel, aber sie summieren sich. Allein 500.000 getötete russische Soldaten vermutet man.

Aber auch die Corona Epidemie sitzt uns noch im Nacken, wo die Sterblichkeit nach oben schnellte. Nicht auszudenken, wenn wir die Krankheit nicht in den Griff bekommen hätten oder der Virus aggresiver gewesen wäre.

Aber es sterben ja nicht nur Menschen: Man könnte auch sagen, dass unsere Kirche gerade stirbt. Es ist ein langsames sterben: viele Austritte, weniger Geld, weniger Mitarbeiter

Verdrängen des Todes

Wir verdrängen meist die Tatsache des Todes und wir werden durch Ereignisse wie den Ukrainekrieg und die Coronakrise nur schmerzhaft daran erinnert.

Wo ist dein persönliches Leichenfeld?

Ich komme zur Ausgangsfrage zurück: Wofür steht dieses Leichenfeld in deinem Leben?

  • Die Kirche
  • Etwas was in deinem Leben abgestorben ist
  • Die Angst vor dem Sterben?

Das Bild von der Auferstehung der Toten - Was setzt der Prophet dagegen?

Die Frage

.3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: Herr, mein Gott, du weißt es.

Gott stellt immer wieder Fragen in der Bibel: Angefangen von der ersten Frage: Adam wo bist du?

Kann aus dem Tod wieder Leben entstehen. Jeder rational denkende Mensch würde sagen: Nein das geht nicht

Aber der Prophet gibt die Frage zurück an Gott: Herr mein Gott du weißt es. Er. begibt sich vertrauensvoll in die Arme Gottes

Es sind eben nicht unsere Möglichkeiten, sondern Gottes Möglichkeiten

Der Auftrag

Der Prophet wird von Gott beauftragt: Er soll weissagen und sprechen:

Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des Herrn Wort!

Es ist nicht Gott der selber spricht, sondern der Prophet wird daran beteiligt. Er spricht im Auftrag Gottes das schöpferische Wort, das Leben schafft.

Gott hat am Anfang die Welt durch sein Wort erschaffen und so kann er auch wiederum durch sein Wort Leben schaffen.

Und wir wissen nach Johannes 1,1, dass Jesus Christus dieses Wort ist, das Leben schafft.

Wiederherstellung in zwei Schritten

Zweimal wiederholt sich das selbe Schema: Der Prophet erhält von Gott die Worte und es heißt nur lapidar:

7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war.

Das wiederholt sich zweimal:

Physisische Wiederherstellung

Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein. 8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen.

Seelische Wiederherstellung

Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.

Wiederherstellung in der geistlichen Welt

Die Wiederherstellung geschieht aber in der Geistlichen Welt, der Prophet sieht:

8 Und ich sah, und siehe,

Auch bei Heseklien ist ja nicht gleich etwas passiert. Es hat Jahre gedauert, bis die Vetriebenen nach Israel zurückkehren durften und bis der Tempel wieder aufgebaut wurde. Aber jetzt gab es Hoffnung ein Ziel, das nicht alles verloren, nicht alles gestorben ist.

Die Frage ist also, was nützt so ein Bild in der Geistlichen Welt, haben wir was davon oder ist das nur eine billige Vertröstung.

Wo kommt die Lebendigkeit her?

Die Worte und Bilder des Propheten

Im Predigttext kommt die Lebendigkeit durch die Worte des Propheten

Worte die ein Bild malen, ein Bild vom Leben

Ein Gegenbild zu der Realität.

Die Toten werden Lebendig

Es ist ein alter Zusammenhang, den auch schon Paulus kennt

Durch den Glauben werden wir gerettet, wo aber kommt der Glaube her aus der Predigt, aus dem Wort .

Bilder und Worte die lebendig machen

Aber nicht jedes Wort und jedes Bild macht lebendig. Es gibt genauso auch Worte und Bilder die töten, einengen.

Es sind eben die Bilder und Worte, die den Blick weiten, die weiterführen, die Freiheit geben. Worte und Bilder des Lebens.

Deswegen ist der Segen auch so wichtig: beneficare, etwas gutes Sagen im Lateinischen

Uns sind diese Worte anvertraut

Und noch etwas: Es ist in unserem Prophetentext nicht mehr Gott der das Schöpfungwort spricht, wie am Anfang der Bibel. Sondern der Prophet wird aufgefordert zu weissagen. Uns Menschen hat Gott die lebendigen Worte und Bilder anvertraut. Warum wohl, damit wir sie gebrauchen.

Machen wir die Nagelprobe gehen wir auf den Friedhof

Der Gang auf unseren Friedhof

Sollen wir auf den Friedhof gehen und über den Gräbern weisssagen?

Ja oder konkreter: Sollen wir auf unseren persönlichen Friedhof gehen und Weissagen, wird sich dann etwas verändern? Wird es dann Pfingsten werden?

In gewissen weise tue ich als Pfarrer bei einer Beerdigung nichts anders: ich verkünde am Grab die Hoffnung auf die Auferstehung.

Die Situation aus Gottes Sicht umdeuten

Was wir wie der Prophet tun können, ist die Situation im Lichte Gottes umdeuten nicht mehr und nicht weniger.

Gott selber ist es dann der eingreift und durch seinen Geist Leben schenkt.

Aber genau an diesem vollmächtigen deuten fehlt es uns heute.

Es ist ja kein vorsichtiges Deuten: „Das sind die Gebeitne des Volkes Israel, sie sind gestorben und vielleicht könnte Gott sie wieder lebendig machen, irgendwann einmal in ferner Zukunft“ sondern

5 So spricht Gott der Herr zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin. 7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein.

Es ist ein befehlen hinein in die Situation und sie bezieht sich auf die Gegenwart, ähnlich wie Jesus „Siehe das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, tut Buße

Was kann das schon bewirken?

Zunächst mal der ganz banale Einwurf: so einfach funktioniert das nicht, kann das ja gar nicht funktionieren und außerdem bin ja kein vollmächtiger Prophet oder?

Allein die Möglichkeit zählt

Aber immerhin allein mit der Möglichkeit, dass ich in mein Gräberfeld gehe und mir überlegen, was wäre wenn doch etwas geschieht, fängt etwas an?

Es ist die Umkehrung der Versuchungsfrage aus 1. Mose drei: „Sollte Gott gesagt haben“ zu Könnte Gott nicht doch etwas an meiner Situation verändern und damit kommt Gott ins spiel.

Und noch mehr: Könnte Gott mich nicht gebrauchen, etwas an der Situation zu verändern?

Ein kleiner Lichtschein fällt in die dunkle Kammer

Die Tür tut sich einen Spalt auf

Jeder Mensch ist ein Prophet

Jeder Mensch ist ein Prophet: Wir berechnen die Zukunft vorraus. Wir malen uns aus, wie das sein könnte? Wie der nächste Tag verläuft, das nächste Jahr. Oder wir malen uns, aus wie wir sterben wollen, aber meistens verdrängen wir das. Wir haben alle Ziele im Kleinen und im Großen? Aber welche Farbe tragen diese Ziele und Bilder: sind sie pechschwarz wie ein Gräberfeld oder gibt es da eine leuchtende Hoffnung

Die Stunde meines Todes

Ich weiß nicht viel über die Stunde meines Todes. Ich weiß nicht wann, wo und wie?. Das alles ist in Gottes Hand.

Aber was ich sammeln kann sind gute Bilder, Bilder vom Leben, Bilder von Jesus in Form von Gesangbuchversen, Bibelsprüchen. Wenn ich die Kraft noch habe, hoffe ich dass ich selber weissagen kann. „Jesus ich komme zu dir“ oder „Jesus du kommst jetzt zu mir“. „Du bist mein Leben“ - Und wenn ich es nicht mehr kann, hoffe ich dass ein Burder oder ein Schwester das für mich tut.

Vielleicht ist das das schwierigste Gräberfeld, das eigene Grab. Aber es ist ein Schlüssel. Denn nur wer in Jesus Christus Frieden gefunden hat, der überden Tod hinaaus geht, kann zu den vielen anderen Gräberfeld gehen und dort das Leben verkündigen

Amen.