Pfr. Dr. Martin Burkhardt predigt zum ökumenischen Semestereröffnungsgottesdienst der KHG/ESG über das Thema "Mehr als du erwartest"
Mehr als du erwartest (1)
Mehr als du erwartest, das ist das Thema unser Gottesdienstes
Mehr als du erwartest, das ist auch das Motto auf einem gemeinsamen Rollup von ESG und KHG
Was ist dieses mehr?
Erwartungen an die Kirche
Wie können ESG und KHG so etwas zu ihrem Motto machen.
Vor allem in einer Zeit wo viele Menschen eben wenig oder gar nichts mehr von Kirche erwarten.
- Man geht nicht mehr zu den Pfarrern als Seesorger, sondern rennt den Psychologen die Türen ein
- Man traut der Kirche keine entscheidenden Impulse für die eigene Persönlichkeitsentwicklung mehr zu, sondern besucht lieber teure Seminare
Können wir das als Kirche erfüllen: mehr als du erwartest?
Erwartungen sind eine sensible Angelegenheit
Aus der Neurobiologie wissen wir.
Werden unser Erwartungen übertroffen, dann schüttert unser Körper Dopamin aus.
Werden die Erwartungen erfüllt, dann ist eigentlich alles gut, aber es passiert nicht viel.
Aber wehe unsere Erwartungen werden nicht erfüllt, dann sind wir enttäuscht.
Es gibt also eine Erwartungsfalle. Stecken wir Erwartungen zu hoch besteht die Gefahr der Enttäuschung.
Also lieber doch nicht mehr erwarten? - Viele Studierende sagen am Am Anfang eines Seminars, über ihre Erwartungen: Ich habe keine Erwartungen, und bin offen für alles.
Der Gang auf dem Friedhof
Der Gang zum Grab am Ostermorgen, wird zur Nagelprobe für unsere Erwartungen.
Predigttext
Mark 16,1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich. 9 Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. 10 Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und Leid trugen und weinten.
Was machen wir auf dem Friedhof?
Kennt ihr die Serie Bones, die Knochenjägerin.
Dort gibt es eine Szene auf einem Friedhof
Bones, die aufgeklärte superintelligente Antrophologien mit dem Namen Dr. Temperance Brennan besucht das Grab ihrer Mutter. Sie ist von ihr verlassen worden als sie 15 war und verschwunden. Im Rahmen ihrer forensischen Arbeit hat Bones dann die Knochen ihrer Mutter zufällig gefunden und sie begraben.
Nun steht sie am Grab und weiß nicht so recht was sie machen soll.
Einen Blumestrauß in der Hand, hilflos
Ihr Kollege, Special Agent Seenley Booth steht neben ihr . Übrigens in der Serie ein gläubiger Katholik, der in die Kirche geht.
Er rät ihr: sprich doch einfach mit deiner Mutter, das ist das was Leute so tun am Grab.
Was machen wir auf dem Friedhof?
Was erwarten wir wenn wir auf dem Friedhof gehen?
Kann man mit den Toten sprechen oder ist eben alles aus?
Der berühmteste Gang zum Friedhof
Die Frauen brechen auf.
Es ist der Ostermorgen.
Sie sind aufgebrochen um ein Ritual zu vollziehen.
Sie wollen den Leichnahm Jesu einbalsamieren, weil sie dass am vorausgehenden Sabbat nicht machen konnten.
Das ist ihre Vorstellung vom Gang zum Grab, ihre Erwartung!
Wir wollen dem Toten etwas Gutes tun.
Sie waren noch komplett schockiert und perplex von dem was an Karfreitag geschehen ist. Sie hatten nicht alles vollständig durchgeplant.
- Die kostbaren Öle und Salben haben sie wohl schon ganz frühmorgens gekauft
- Aber den schweren Grabstein, haben sie ganz vergessen. Das war ihnen volllommen unklar. Das war ihr Problem
Mit dieser Erwartung sind sie auf den Friedhof gegangen
Im Tod entscheidet sich das Leben
Hier am Friedhof entscheidet sich das Leben.
Was erwarten wir vom Leben?
Ist es, dass irgendwann einmal mit dem Tod alles endet?
Dass wir unsere Erwartungen begraben, unsere Enttäuschungen begraben und einen schweren Stein drauf legen?
Und sagen: Alles umsonst, alles vorbei?
Ja um das zu vermeiden, kann ich natürlich gar nichts erwarten.
Aber wenn ich nichts erwarte, dann passiert auch nichts in meinem Leben.
Das ist die Schlüsselstelle:
If you have nothing to die for, you have nothing to live for.
Wenn du keine Erwartungen an das Leben hast, wenn du nicht erwartest, dass etwas passiert, dann passiert auch nichts.
Dann zerrinnt das Leben einfach so wie Sand.
Auferstehung
Sie kommen an das Grab.
Und es passiert etwas
Mehr als du erwartest.
Der Stein ist weg.
Das was ihre Seele verschlossen hat, was wir begraben wollten, ist offen.
Das Grab ist leer.
Der Leichnahm den sie einbalsamierten wollten, ist weg.
Sie begegnen einer Lichtgestalt.
Sie begegnen Jesus.
Das Leben geht auf unerklärliche Weise weiter.
Das ist die Dimension: „Mehr als du erwartest“
Mehr als Du erwartest (2)
Mehr als du erwartest, kommen wir noch mal darauf zurück
Wie können ESG Und KHG behaupten: „Mehr als du erwartest“?
Inwiefern können ESG und KHG behaupten, bei uns gibt es mehr, als du erwartest.
Es wäre ein Irrglaube, dass wir die bessern Feste, die besseren Kneipenabend feiern könnten.
Das gilbt auch für den Kneipenabend der ESG mit dem Namen „Echteck“, den wir mit viele LIebe vorbereitet haben und der nächste Woche beginnt.
Dass wir es besser können, als die Welt da draußen….
Mehr Spaß und Freude produzieren
Mehr Bier ausschenken
…. Da können wir gar nicht mithalten
Da wollen wir auch gar nicht mithalten.
Sondern das „Mehr“ das du erwarten kannst, bezieht sich auf Jesus, den Auferstandenen
Weil er eben mehr ist als du erwartest.
Hier geht es ganz klar noch mal um die Auferstehung
Jesus mehr als andere berühmte Persönlichkeiten
Es gibt ja viele Religionsgründer, Philosophen, Wissenschaftler und Gurus, mit den man sich befassen kann.
Ihr werdet in eurem Studium immer wieder auf Kant, Spinoza und Co stoßen.
Und soweit ihr Grab bekannt ist, kann man auch deren Gräber aufsuchen und an ihrem Grab oder in der Studierstube, Gespräche führen.
Liebe Immanuel Kant, was hättest du gesagt?
Was wäre deine Meiung?
Man kann ihre Bücher lesen.
Aber von keinem wird berichtet, dass er von den Toten auferstanden ist und dass er lebt!
Das ist gegenüber allen Philosophien, Wissenschaften, Ideologie und ich denke auch gegenüber den anderen Religionen, das eigentliche christliche Feature.
Das Jesus nicht nur
- ein Gesetzeslehrer
- ein genialer Ausleger der jüdischen Tradition
- ein Vorbild
- eine berühmte Persönlichkeit
Das war er sicherlich auch und er kann da mit vielen Persönlichkeiten aus der Weltgeschichte mithalten.
Sondern dass unterscheidet ihn von allen anderen, dass er auferstanden ist
Historische Wirklichkeit der Auferstehung
Es ist jetzt nicht die Zeit um historisch auf alle Einzelheiten einzugehen.
Aber ich glaube von der Quellenlage und ich sage, dass als ein Dr. der Theologie der historisch gearbeitet hat, dass da etwas besonders passiert ist, brauchen wir uns eigentlich keine Gedanken zu machen.
Die Jünger hätten, wenn da nicht etwas besonders passiert ist, hätten den Kopf in den Sand gesteckt und gesagt hätten:
„Ne, jetzt haben wir keinen Bock mehr. Jetzt sind mir drei Jahre hinter dem hergezogen und haben alles verlassen und jetzt stirbt er am Kreuz“
Und es wird ja auch in den Evangelien angedeutet, dass die schon wieder in ihre ursprünglichen Berufe zurückgekehrt sind.
Und dann kam eben Jesus, da ist etwas passiert.
Da ist etwas passiert
Das, was die Welt bewegt
Das hat eine ungeheure Dynamik und Energie in der Weltgeschichte ausgelöst, die wir heute noch spüren.
Es scheint jetzt die Kraft zu verblassen in der Gegenwart.
Lasst euch da nicht täuschen
Es ist Jesus bewegt als Auferstandener, der die Welt bewegt.
Der in unseren Gedanken und Gebeten gegenwärtig ist und weiter wirkt.
Dessen sind wir uns nicht bewusst, weil wir immer nur auf die hard facts sehen.
Das, was die Welt bewegt, ist das, was in den Herzen der Menschen ist.
Ich glaube persönlich, dass das die eigentliche Energie und Kraft ist.
Daran müssen wir in der Kirche noch mal festhalten
Der Gedanke an den Auferstanden ist was uns und die Kirche bewegt und befeuert!
Was unseren Glauben befeuert.
Das ist was uns gegenüber allen anderen auszeichnet.
Das das Mehr ist.
Das da einer lebendig ist.
Kurze theologische Randbemerkung, ohne das jetzt weiter vertiefen zu wollen. Was ich eben beschrieben habe nennt man üblicher Weisen den Heiligen Geist.
Wie gehen wir damit um?
Es ist ein Geheimnis das sich unser wissenschaftlichen Erkenntnis entzieht.
Es ist wie mit einem Fluss, wo wir auf der einen Seite stehen und über den Fluss blicken können, aber selber können wir den Fluss nicht überschreiten. Zumindestens solange wir noch auf dieser Welt sind.
Aber was können wir auf dieser Seite des Flusses davon verstehen?
Was können wir dazu beitragen?
Ich glaube dass wir dazu beitragen können, indem wir uns Jesus immer wieder in Erinnerung rufen!
Vergegenwärtigung im Abendmahl, Eucharistie und Gottesdienst
Das ist ja auch der Sinn des Gottesdienstes
Denkt an das Abendmahl, die heilige Eucharistie.
Sie dient zur Vergegenwärtigung.
Dass der Auferstandene mitten unter uns ist.
Und jeder Gottesdienst, dient dazu ihn in unserer Mitte zu feiern und zu loben
Das ist der Weg wie der Auferstandene über den Gottesdienst in unsere Herzen und in die Welt hinein wirkt.
Das ist gute Theologie. Das ist das, was uns bewegt. Und daran dürfen wir auch festhalten.
Stärker als der Tod
Das diese Macht stärker ist als der Tod.
Ich persönlich glaube, dass der der Gedanken an Jesu, dass Denken an ihn auch in der Stunde meines Todes entscheidend sein wird.
Ich fang wieder an Bibelverse und Gesangbuchsverse auswendig zu lernen.
Das ist das Schwarzbrot. Das möchte ich haben.
Das will ich dann nicht in einem Buchschlagen müssen.
Sondern, das will ich dann in meinem Gedächtnis haben.
Weil das Denken an Jesus, das ist, was uns bildet, was uns formt, was die Energie gibt.