Ich verwende hier den allgemein verständlichen Namen Zukunft an Stelle des theologischen Fachbegriffes Eschatologie, was wörtlich die Lehre von den letzen Dingen bedeutet.
Neurologische Grundlagen der Lehre von der Zukunft
Der Mensch ist wahrscheinlich das einzige Lebewesen, was sich ein Umfangreiches Bild von seiner Zukunft machen kann. Dafür sind gewaltige neuronale Kapazitäten erforderlich. Denn es muss nicht nur eine neuronale Repräsentation der Gegenwart präsent gehalten werden, sondern auch noch mindestens eine Repräsentation der Zukunft. Damit ist jedoch meistens nicht getan. Es gibt meistens mindestens zwei Repräsentationen der Zukunft, wenn es um eine einfache Entscheidung geht.
Das klassische Bild ist die Erzählung von Herakles am Scheideweg, wo Tugend und Laster zwei Möglichkeiten einer Lebensentscheidung repräsentieren.
In der Praxis sind es jedoch meistens noch mehr Optionen, die teilweise auch noch zeitlich abgestuft eingeordnet werden können. Eine solche Zukunftsprognose mit mehreren Schritten nennt man Scenario.
Die Folge ist, dass die Erfassung der Zukunft ein äußert komplexes Unterfangen ist, das unsere neuronalen Kapazitäten schnell überfordert. In der wissenschaftliche Zukunftsforschungen kommen deswegen Hochleistungsrechner zum Einsatz.
Glaube und Zukunft
Der Glaube hat nun eine doppelte Funktion:
Er will uns einerseits davor bewahren, zuviel über die Zukunft nachzudenken und uns in endlosen neuronalen Schleifen zu verlieren. Ein Beispiel dafür ist Jesus Aufruf uns nicht zu sorgen:
Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Matt. 6:34
Der Glaube will also die Zahl der möglichen Zukunftsberechnungen einschränken und damit das Leben in der Gegenwart ermöglichen.
Auf der anderen Seite, will unser der Glaube davor bewahren, blind in unsere Zukunft zu laufen:
Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen, (a) die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen.
Jeremia 23.17
Unser heutiges Handeln hat Konsequenzen. Diese Konsequenzen sind z.B. in der Bibel dargelegt. Wer diese Konsequenzen leugnet, der rennt blindlings in sein Unheil.
Eschatologie als christliche Zukunftskonstruktion
Die christlich/jüdische Lehre von den letzen Dingen (Eschatologie) ist der Versuch einen möglichen Ausgang der Zukunft zu konstruieren. Sie beruht auf dem menschlichen Bedürfnis nach Gerechtigkeit.((Vgl. Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, S.59.)) Diesem Bedürfnis wird dadurch Rechnung getragen, dass Gott als Recht schaffender Richter in der Zukunft einen gerechten Ausgleich zwischen Guten und Bösen herbeiführen wird.((Vgl. Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, S.60.)) Damit ist ein Ausgang der Zukunft konstruiert, der sinnvolles Handeln heute ermöglicht.