Predigt über 1. Mose 6-9
im Rahmen der Predigtreihe über 1. Mose 1-12
Die Dramatik der Erzählung in 1. Mose 1-6
Was haben wir bisher gehört?
- Wir haben gehört, wie Gott die Welt, die Tiere und den Menschen erschaffen hat.
- Wie Gott ein großes Ja zu uns Menschen sagt. Ein Ja zum Leben.
- Dann kam die Geschichte vom Sündenfall.
Der Mensch stellt Gott als den Schöpfer des Lebens in Frage.
Er wendet sich von Gottes Geboten, die das Leben bewahren sollen, ab.
Diese Entwicklung hat Konsequenzen.
Aus der Abwendung von Gott folgt der Bruch der sozialen Beziehungen.
Aus dem religiösen Sündenfall wird ein sozialer Sündenfall.
Bereits 1. Mose 3 wir deutlich, wie die Trennung von Gott das Verhältnis von Mann und Frau zerrüttet.
Die Entwicklung geht weiter:
Kain ermordet seinen Bruder Abel.
In all diesen Geschichten drückt die Bibel aus, was auch heute noch in der Welt und in unserem Leben passiert.
Wir leben ein Leben getrennt von Gott.
Wir leben ein Leben, in denen Beziehungen gestört sind und zerbrechen.
Wie soll es jetz weitergehen?
Was passiert, wenn wir uns immer weiter von Gott entfernen?
Am Anfang in der Geschichte von Noah heißt es:
6.5 Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar.
Was die Bibel nun erzählt, ist eine Art Anti-Schöpfungsgeschichte.
Gott beschließt, die Schöpfung rückgängig zu machen.
Er will alles Lebende zerstören.
und Gott sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.
Die Bibel erzählt nun wie ein große Flut alles Leben auf Erden vernichtete:
7.19 Und die Wasser nahmen überhand und wuchsen so sehr auf Erden, dass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. 20 Fünfzehn Ellen hoch gingen die Wasser über die Berge, sodass sie ganz bedeckt wurden.
Die Urkatastrophengeschichte
Die Noahgeschichte ist die Urkathastrophengeschichte der Menschheit:
- sie hat historische Wurzeln
- sie ist nach wie vor aktuell
- in ihr spiegeln sich auch unsere persönlichen Katastropheerfahrungen wieder
historische Wurzeln
Die Geschichte von der großen Flut hat zahlreiche
außerbiblische Parallelen,
- nicht nur in unserem Kulturkreis,
- sondern auch in sehr entfernten Gebieten,
sogar in anderen Kontinenten.
Noch streiten sich die Forscher, ob es eine globale Katastrophe gegeben hat.
Das spielt eigentlich für uns keine Rolle.
Für die Menschen der Antike muss selbst eine lokale Katastrophe wie eine globale Katastrophe gewirkt haben.
So haben Wissenschaftler unlängst erneut den Vulkanausbruch auf der griechischen Insel Santorin auf das Jahr 1600 v. Ch. datiert.
Diese Katastrophe löschte die damals bestehende Hochkultur der Minoer aus.
Sie führte im ganzen östlichen Mittelmeer zu Überschwemmungen und Verwüstungen.
In all diesen Überlieferungen und Erzählungen kommt zum Ausdruck:
Wir Menschen und unsere Kultur sind vergänglich.
Es reicht schon eine simple Natur-Katastrophe,
- ein heftiger Regen,
- ein Fluss tritt über die Ufer
- oder eine Küstenregion wird durch einen Tsunami heimgesucht,
und alles menschliche Leben wird ausgelöscht.
So groß und so mächtig sind die Naturgewalten,
und so klein und hilflos ist der Mensch.
Der Anfang der Bibel bleibt hier realistisch:
Bereits bei der Erschaffung der Menschen haben wir gesehen:
Der Mensch ist vom Ackerboden genommen.
Nach seinem Tod wird er wieder zu Staub zerfallen.
Er ist sterblich.
Was ihn lebendig macht, ist der Geist Gottes.
Was aber passiert, wenn wir Menschen diesen Geist Gottes verleugnen
und uns selbst zu Herren machen?
Die neue Aktualität der Noahgeschichte
Die Noahgeschichte ist seit dem letzten Jahrhundert wieder aktuell geworden.
Das Ende der Welt ist möglich
Wissenschaftler diskutieren verschiedene Möglichkeiten,
wie das Weltall untergehen könnte.
Dazu zählt die Möglichkeit,
- dass die Erde am Schluss verbrennt,
- aber auch, dass sie den Kältetod erleidet.
Gott sei Dank liegen diese Möglichkeiten noch in weiter Entfernung von Milliarden Jahren.
Darum müssen wir uns noch keine Sorgen machen.
Der Mensch kann selbst die Kathastrophe herbeiführen
Viel wahrscheinlicher ist es, dass wir es selber schaffen, die Erde zu zerstören.
- Sei es durch einen Atomkrieg
- oder durch eine langsame Überforderung der natürlichen Ressourcen.
Die globale Erwärmung könnte in den Küstenregionen zu Überschwemmungen führen.
Wirbelstürme und Unwettern nehmen weltweit zu.
Noah lässt grüßen!
Persönliche Katastrophenerfahrungen
Es gibt natürlich nicht nur den globalen Weltuntergang.
Auch unsere persönliche Welt kann sich radikal verändern.
- Eine plötzliche Erkrankung.
- Ein Todesfall in der Familie.
- Eine finanzielle Krise.
Dann kann uns das Wasser schnell bis zum Halse stehen.
Und es heißt wie bei Noah:
Rette sich wer kann. Land unter!
Die Fragen die sich bei einer Katasrophe ergeben
- Frage nach der Schuld
- Frage nach der Gerechtigkeit Gottes
- Frage nach Rettung
Die Frage nach der Schuld
Nach jeder Katastrophe taucht die Frage nach der Schuld auf.
Wie hätte man die Katastrophe verhindern können?
Was kann man aus ihr lernen, um zukünftige Katastrophen zu vermeiden
oder wenigstens sie besser zu meistern?
Hier gibt die Bibel eine klare Antwort:
Es ist die Schuld der Menschen, die die Katastrophe heraufbeschworen hat.
Eine sehr moderne Antwort, wie wir gesehen haben.
Heute könnte der Mensch, etwa durch einen Atomkrieg, fast alles Leben auf der Erde auslöschen.
Die Bibel spricht aber davon, dass Gott selbst eingreift und die Katastrophe einleitet.
Das führt uns zu einer ganz anderen Frage:
Die Frage nach der Gott
Kann derselbe Gott, der das Leben bejaht, auch das Leben zerstören?
Ist der Gott Noahs derselbe Gott der Liebe, an den wir glauben?
Die Noah-Geschichte hilft uns, uns auf diese andere verborgene Seite Gottes einzulassen.
Die außerbiblischen Erzählungen brauchen dazu oft mehrere Götter,
um diesen Widerspruch zu erklären:
Einen guten Gott, der die Welt erschafft,
und einen bösen Gott, der die Schöpfung rückgängig machen will.
Das Alte Testament muss nur mit einem Gott auskommen:
Einem Gott der die Welt erschafft.
Und ein und derselbe Gott, der alles wieder einreißt.
Die Bibel will erklären, wie es zu diesem Sinneswandel gekommen ist, und schreibt:
6.5 Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, 6 da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen 7 und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.
Rettung und Erwählung
Die entscheidende Frage ist: Was kann uns aus den kleinen und großen Katastrophen retten?
Auch hier hat die Bibel Jahrhunderte und Jahrtausende alte Erfahrungen bewahrt.
Und diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel.
Von Noah zu Abraham, von Mose hin zu Jesus Christus.
Eine wichtige Erfahrung ist, dass Gott Menschen auserwählt.
Es gibt in fast allen Katastrophen Menschen, die überleben.
Noah und seine Familie haben die Katastrophe überlebt.
Sie bauten auf Gottes Anweisung hin die rettende Arche
Die Sintflut war damit keine totale Katastrophe.
Es fragt sich nur, ob die Auswahl der Überlebenden zufällig und willkürlich ist.
Die Bibel stellt die Behauptung auf, dass diese Auswahl nicht zufällig ist.
Wir können es natürlich nicht beweisen.
Von den Naturkatastrophen unserer Tage, sind sowohl gute wie auch böse Menschen betroffen.
Es scheint oft ein blindes Schicksal zu walten.
Doch was zeichnet Noah vor allen anderen Menschen seiner Zeit aus? Die Bibel wiederholt den entscheidenden Satz zweimal:
6,22 Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot. (7.5).
Wer die Erzählung aufmerksam durchliest, wird feststellen, dass gar nicht so viel zählt, was Noah tut, sondern was Gott gebietet.
Und dann wird mit diesem schlichten Satz die Ausführung berichtet:
Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot. (7.5).
Weshalb hat Gott Noah erwählt?
Wahrscheinlich hatte er sonst niemanden gefunden, der bereit gewesen wäre, seinen Anweisungen Folge zu leisten.
So vermerkt die Bibel:
Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott. (6.9)
Und hier zeigt sich ein Grundmuster in der Bibel:
Man könnte sagen: Noah hatte einen guten Draht zu Gott.
Er stand mit ihm in ständiger Verbindung.
Deswegen konnte er Gott hören und das tun, was zur Rettung notwendig war.
Die andern, die Nachbarn von Noah, hatten Gott schon längst aus den Augen verloren und kümmerten sich nicht mehr darum, was Gott von Ihnen wollte.
Sie rannten blind und taub in ihr Schicksal.
Und hier können wir nun direkte Parallelen zu unserer Zeit ziehen
Steuern wir auf einen großen Crash zu?
Wir erleben in Europa, wo seit 200 Jahren das Christentum auf dem Rückzug ist
Die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen schwindet.
Dabei ist das Christentum die Wurzel, auf der unsere Kultur aufgebaut ist.
Wir sägen also an dem Ast, auf dem wir sitzen.
Keiner weiß, wo das noch hinführt.
Ob sich unsere Gesellschaft noch ein paar Jahrhunderte einfach so weiter entwickelt,
ohne dass etwas Großes passiert? Das würden wir uns wünschen.
Oder ob es irgendwann einmal zu einem großen Crash kommt,
erst wirtschaftlich und dann politisch?
An diese Möglichkeit erinnert uns die Geschichte von Noah.
Zur Schöpfung gehört eben auch die Möglichkeit dazu,
dass die Schöpfung in Teilen zumindest zurückgenommen wird.
Was können wir als Christen tun?
Wir können darauf vertrauen, dass uns Gottes Wort Wege aus der Krise zeigt.
Das ist vielleicht nicht immer so einfach wie bei Noah. Einfach nur eine Arche bauen.
Obwohl es auch für Noah nicht einfach war. Denn seine Nachbarn haben ihn sicher ausgelacht.
Es war ja noch kein Regentropfen zu sehen.
Was baust du denn da für einen komischen Kasten?
Wir Christen müssen heute herausfinden, was Gott von uns will.
Gottes Wort hält viele Maßstäbe und Werte bereit, die uns führen und leiten können.
Wir sind aufgerufen durch Gottes Geist neue spirituelle Wege aus der Krise zu finden,
die Einzelne, Gruppen oder auch ganze Nationen vor dem Untergang retten zu können.
Ein gutes Beispiel dafür ist John Wesley der Begründer der methodistischen Kirche.
Seine missionarische Tätigkeit hat im 18. Jahrhundert den politischen Lauf der Geschichte in England verändert.
Historiker sage, das es ohne John Wesley auch in England zu einer blutigen Revolution wie später in Frankreich gekommen wäre.
Es war also möglich und es ist heute noch möglich.
Christen verändern den Verlauf der Geschichte, durch ihre Gebete und ihr Handeln.
Und ich möchte gemeinsam mit Euch, liebe Schwestern und Brüdern diesen Weg gehen.
Der unerwartete Ausgang
Wie es für Noah ausging
Und wir dürfen dabei darauf vertrauen, dass Gott seine schützende Hand trotz allem über die Welt und über uns selber hält.
Die Geschichte von der Sintflut endet ja ganz überraschend.
Nicht nur dass Gott Noah und seine Familie, die auf ihn vertrauten, rettet.
Auch das ist schon ein kleines Wunder.
Gott verpflichtet sich, so eine große Katastrophe nicht wieder geschehen zu lassen.
Noah muss nichts versprechen, nichts leisten.
Gott selbst macht eine Entwicklung in dieser Geschichte durch.
Die Bibel erzählt das in einer fast kindlichen Darstellung:
8.20 Noah aber baute dem Herrn einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. 21 Und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. 22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Obwohl der Mensch weiterhin böse bleibt, will Gott von zukünftigen umfassenden Strafmaßnahmen absehen.
Der Mensch hat sich also nicht verändert, sondern Gott.
Der Mensch bleibt böse, aber Gott hat seinen Weg zur Gnade gefunden.
Eine sehr erstaunliche, überraschende Wendung.
Die Sintflut und die Taufe
Sie deutet darauf hin, dass Gott nun selber den Weg geht
in seinem Sohn Jesus Christus, das Gericht über die Menschen auf sich zu nehmen.
Er will das böse Herz des Menschen heilen.
Am Kreuz ist Christus für unser böses Herz gestorben.
Und wir sind mit ihm durch die Taufe gestorben und mit ihm auch unser böses Herz,
sodass wir durch die Auferstehung mit einem neuen Herzen leben können.
Das Wasser der Taufe deuten noch immer auf die Wasser der Sintflut hin.
Eigentlich gehört zur Taufe das Untertauchen des ganzen Körpers.
Durch das Untertauchen stirbt unser Herz wie damals die Menschen in der Sintflut.
Und durch das Auftauchen werden wir gerettet und wieder zu einem neuen Leben auf dieser Erde berufen.
Aus Gottes Gnade,
aus dem Kreuz und der Auferstehung Jesu Christi
aus der Taufe
kommt die Erneuerung
die wir persönlich
aber die Welt auch so dringend braucht.
Amen