Weihnachten ein Fest der Fülle


Weihnachten ist ein Fest der Fülle, aber auch die Weihnachtsgeschichte erinnert uns daran, dass uns die Fülle nicht alles selbstverständlich ist. Wir müssen uns vor verführerischen Reden schützen, die uns von unserem Glauben und unserer inneren Ordnung abbringen könnten. Der Kolosserbrief sagt uns, dass die ganze Fülle der Gottheit in Jesus Christus wohnt und wir an dieser Fülle teilhaben können, wenn wir ihn als unser Herrn angenommen haben. Jesus Christus ist die Ordnung der Welt und durch ihn wird uns eine feste Ordnung geschenkt.

Predigttext

3 in welchem

verborgen liegen alle Schätze

der Weisheit

und der Erkenntnis.

4 Ich sage das,

damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden.

5 Denn obwohl ich leiblich abwesend bin,

so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich,

wenn ich eure Ordnung

und euren festen Glauben an Christus sehe.

6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt,

so lebt auch in ihm

7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet

und fest im Glauben,

wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.

8 Seht zu, dass euch niemand einfange

durch Philosophie

und leeren Trug,

gegründet auf die Lehre von Menschen

und auf die Mächte der Welt

und nicht auf Christus.

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig

10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm,

der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Weihnachten ist ja das Fest der Fülle.

Zu mindestens, wenn man der Werbung glaubt.

Der Platz unter dem Weihnachtsbaum muss gefüllt werden.

Der Weihnachtsbaum selbst muss gefüllt werden mit Christbaumschmuck.

Der Kühlschrank und die Regale müssen gefüllt werden mit gutem Essen.

Und an Weihnachten füllen sich unsere Mägen damit.

Und am 24.12 füllen sich wie vielleicht an keinem anderen Tag des Jahres die Kirchen.

Aber auch die Weihnachtsgeschichte hat ja auch etwas mit Fülle zu tun.

Am Anfang sieht es aber gar nicht aus. Das ist eher vom Mangel die Rede:

Kein Platz in der Herberge.

Eine schwangere Frau unterwegs.

Aber spätestens dann, wenn bei den Hirten „die Menge, die Fülle der himmlischen Heerscharen in Erscheinung“ tritt, dann spürt man da etwas von der himmlischen Fülle.

Aber worin besteht nun diese Fülle:

Der Koloserbrief sagt:

Kol 29 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig

Wir menschen können uns das nur schwer etwas darunter vorstellen.

Denn wir Menschen haben ja kein Sensorium für Gott, schon gar nicht für die Fülle Gottes.

Deshalb muss sich Gott auch in die kleine, schmale Krippe packen, damit wir ihn überhaupt mitbekommen und sehen können.

Die Vergänglichkeit der irdischen Fülle

Nun müssen wir uns aber, bevor wir uns dem Text weiter näheren, schon noch etwas mit der Fülle hier auf Erden auseinandersetzen. Und trotz aller Wohligkeit an Weihnachten, sollen und dürfen wir gerade nicht vergessen, was in der Welt los ist. Und es fällt mir schwer heute darüber zu sprechen. Es erfüllt mein Herz mit Kummer.

Wir haben ja die Erfahrung gemacht, dass die Fülle alles andere als selbstverständlich ist.

Irdische Fülle ist vergänglich. Sie ist nicht garantiert und sie verwandelt sich schnell in Mangel.

Alles ist teurer geworden.

Wir brauchen Wärmestuben, weil sich manche die Heizkosten nicht mehr leisten können.

Trotzdem weltweit gesehen, sitzen wir noch in der wohlig geheizten Herberge.

Und viele klopfen an unsere Türe an und wir sagen:

„Hier ist es schon voll. Wir haben kein Platz mehr, ihr könnt nicht herein kommen“

Und wenn ich an die Hirten denke, denke ich an die vielen Männer und Frauen in der Ukraine, die als Soldaten und Soldatinnen Weihnachten auf dem freien Felde verbringen müssen.

Ihnen leuchten aber keine Engel, sondern die Explosionen freindlicher Raketen und Granaten.

Und wir denken an die vielen Menschen in der Ukraine, deren Wohnung zu einem zugingen Stall geworden ist, weil es keinen Strom gibt und die Fenster und noch mehr zerschossen sind.

Christus ist in diese Welt hineingeboren

In diese Welt ist Jesus hineingeboren, damals wie heute.

Und sie dürfen nicht glauben, dass es damals friedlicher war als heute.

Auch damals gab es Despoten.

Den kindermordenden Herordes, der es sogar bis in die Weihnachtsgeschichte geschafft hat.

Und einen Pontius Pilatus, der Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt hat, egal ob schuldig oder nicht, nur um ja selbst keinen Fehler zu begehen, nagelt man halt einen mehr ans Kreuz.

Ja so sieht sie aus, diese Welt, und sie droht immer wieder im Chaos zu versinken.

Ordnung im Chaos der Welt

Die Ordnung des Glaubens

Wer gibt uns nun in dieser Welt, in der wir Leben Halt und Orientierung?

Wer gibt uns Halt in den oft chaotischen Zuständen unseres Lebens?

Genau davon spricht unser Predigttext.

Was braucht es im Chaos? Ordnung.

Er spricht von derr Ordnung des Glaubens:

wenn ich eure Ordnung

und euren festen Glauben an Christus sehe.

Da steht im Griechischen Taxis, wovon unser Wort Taktik kommt.

Um in dieser Welt zu überleben brauchen wir eine Ordnung, eine Taktik

und sie muss fest sein.

Ich denke dabei an die Taktik der Soldaten im alten Griechenland, die Phalanx, übersetzt Walze.

Schild an Schild in fester Ordnung rückte man gegen den Feind vor.

Auch der Apostel Paulus gebraucht in seinem Bild von der Waffenrüstung Gottes „militärische Sprache“

„Und ergreifet den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des bösen“ (Eph 6,16)

Der Glaube an Christus ist so eine feste Ordnung.

Der Glaube ist so ein Art inneres Betriebsystem für uns.

Ein innerer Kompass, um die Richtung nicht verlieren.

Gefahren für unsere innere Ordnung

Damals wie heute gibt es aber viel, was uns aus der Ordnung bringt.

Deshalb mahnt der Apostel Paulus

8 Seht zu, dass euch niemand einfange

durch Philosophie

und leeren Trug,

gegründet auf die Lehre von Menschen

und auf die Mächte der Welt

und nicht auf Christus.

Wir wissen nicht genau, welche Philosophie es damals war, die den Glauben der Gemeinde in Kolossea drohte ins Wanken zu bringen.

Es gab ja in der griechisch geprägten kleinasiatischen Welt viele philosophische Strömungen.

Nun ist nicht von vornherein jede Philosophie abzulehnen. Auch das Christentum hat sich im Laufe seiner Geschichte immer wieder fruchtbar mit der Philosophie auseinandersetzt.

Es gibt also durchaus in diesem Bereich Weisheit und Erkenntnis, aber sie sind nicht allumfassend und zuverlässig wie Christus.

Die Frage ist immer, was ist der Grundstein, das Fundament?

Auf was sind wir „gegründet“

Ist es nur „Menschenlehre“, Spektulation und Theorie oder ist es eben Jesus Christus.

Fehlt der Grundstein, dann besteht auch die Gefahr, dass unsere innere Ordnung zusammenbricht, wie ein Kartenhaus.

Jesus Christus, die umfassende Ordnung der Welt

Philosophie und menschliche Erkenntnis bleiben eben Stückwerk und nur in Jesus liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen

in welchem

verborgen liegen alle Schätze

der Weisheit

und der Erkenntnis.

Diese Ordnung in Christus umfasst eben alles.

Die ganz sichtbare und die ganz unsichtbare Welt.

Das Leben in dieser Welt und den Tod und die Ewigkeit.

Von dieser Ordnung zeugt der Christushymnus des Kolosserbriefes

Col 1,15   Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. 16 Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; 17 und er vor allem, und alles besteht durch ihn.

Ähnliches haben wir ja heute im Johannesprolog im Evangelium gehört wo es heißt

John 1,1   Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.

Aber Jesus Christus ist nicht nur der Grundstein der ersten Schöpfung, sondern so fährt der Koloserbrief fort, der zweiten „Neuschöpfung“, die an Ostern begonnen hat und in der der Tod und das Leid überwunden sind:

Kol 1,18 Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe; 19 denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen 20 und durch ihn alles mit sich zu versöhnen - indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes -, durch ihn, sei es, was auf der Erde oder was in den Himmeln ist.

Schöpfung das bedeutet im biblischen Sinne, immer die Überwindung des Chaos und Schaffung einer neuen Ordnung. Gott hat diese neuen Ordnung geschaffen.

Weihnachten ist der erste Schritt dazu, in dem er seinen Sohn sandte und durch das was an Karfreitag und an Ostern passiert ist wurde ihr Grund ein für alle mal

Es ist eine Ordnung, die auf Frieden und Versöhnung gegründet ist, zwischen Mensch und Gott, aber auch zwischen Mensch und Mensch

Teilhaben an der Fülle

Kommen wir noch einmal auf die Fülle zu sprechen, um die es ja in unserem Predigttext geht.

Jesus als der Sohn Gottes erfüllt eben alles

Den Himmel und die Erde

Das Sichtbare und das Unsichtbare

Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft

In ihm sind verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

Und an dieser Fülle können wir Anteil haben.

10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm,

der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Weihnachten das ist Gott zum Anfassen

zum Anschauen.

Teilhaben an der Fülle.

Teilhaben an der Ordnung des Glaubens, die Gott uns in Jesus Christus schenkt

Von dieser Teilhabe erzählen uns die einzelnen Figuren der Weihnachtsgeschichte: Maria, Josef, die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland.

Teilhabe nicht an der Fülle von irdischen Dingen, die nur einmal satt machen oder den Reiz des neuen verlieren, oder die uns wie Sand unter den Fingern zerrinnt.

Sondern Teilhabe an etwas Größerem und Höheren, das unser Leben erfüllen will.

Amen