Die rechte Kleidung zum Singen und Pilgern

Predigt zum Sonntag Kantate mit Begrüßung der Pilgergruppe "6. Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit"

Predigttext

12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten,
herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;
13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
15 Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Singt Gott dankbar in euren Herzen

Es ist klar, wie dieser Text mit dem Sonntag Kantate zusammenhängt:

singt Gott dankbar in euren Herzen.

Da kommt ja im lateinischen der Name vor: „Singt- Cantate“.

Allerdings wird das Singen in unserm Predigttext in den größeren Zusammenhang einer religiösen Lebenspraxis eingeordnet.

Und zu dieser erweiterten religiösen Lebenspraxis gehört natürlich auch das „Pilgern“ dazu.

Und ich werde versuchen da mal eine Verbindung herzustellen.

Gemeinsamkeiten zwischen Singen und Pilgern

Was haben Singen und Pilgern gemeinsam?

Beides ist ein sichtbares, bzw. hörbares Tun.

Wenn jemand singt, dann hört man ihn natürlich.

Aber man sieht auch, wie seine Lippen sich bewegen.

Man spürt wie sich der Brustkorb hebt und senkt.

Es drückt sich etwas aus mit dem ganzen Körper

Man kommt mit dem ganzen Körper in eine innere Schwingung

Beim Pilgern drückt sich das auch aus.

Man sagt ja: „Pilgern ist Beten mit den Füßen“

Ich setze für mich selbst und für Andere ein Zeichen.

Ich bin unterwegs.

Bedeutung von äußeren Handlungen im ökumenischen Kontext

Im ökumenischen Kontext ist es natürlich interessant, ob nun Beten und Pilgern als äüßere Werke etwas zu unserem Heil beitragen können?

Das einzige katholische kirchlichen Dokument, dass ich mit Brief und Siegel besitze ist eine Pilgerurkunde von Satiago de Compostella, die bescheinigt, dass ich die letzen hundert Kilometer gepligert bin.

Ich weiß nun nicht, ob mir das beim Eintritt in den Himmel helfen wird.

Aber man kann ja nie wissen, man muss sich ja nach allen Seiten absichern

Nun ich bin froh, dass wir uns nach der gemeinsamen Erklärung über die Rechfertigungslehre 1999 darauf geeinigt haben, dass wir durch die Gnade Jesu in den Himmel kommen.

Aber trotzdem die Eingangsfrage, welche Bedeutung haben Pilgern und Singen als äußere Handlungen für unseren Glauben?

Zieht an!

Die geistliche Bedeutung des Anziehen

Dazu müssen wir uns den ganzen Predigttext ansehen.

Hier wird ja nicht nur von äußerlichen Handlungen geredet, sondern es wir in einem Bild gesprochen:

Er beginnt mit der Aufforderung:

12 So zieht nun

Das Anziehen einer Kleidung ist natürlich zunächst ein äußerlicher Vorgang.

Aber von dem Bildgehalt der dahinter steckt, geht es um einen tiefen, innerlichen Vorgang

Rom 13,14 sondern zieht an den Herrn Jesus Christus

Es ist ist also ein geistlichen Anziehen gemeint.

Und es steht im engen Zusammenhang mit der Taufe, die uns ja gemeinsam verbindet.

In der Taufe werden wir mit Christus überkleidet.

Damit Gott der Vater nicht mehr uns, und wie soll man sagen unsere sündige Seele sieht, sondern dass wir reingewaschen sind und Gott in uns Jesus Christus sieht.

Dadurch werden wir zu Töchtern und Söhnen Gottes.

Das ist ein tiefer, innere geistlicher Vorgang.

Aber der wird natürlich auch nach außen sichtbar.

Er ist natürlich nicht so handreiflich wie das Singen und Pilgern.

Wenn sie unterwegs sind und Menschen begegenen können sie dass sehr gut spüren, ob da die Liebe das Band ist, dass die Menschen verbindet.

Oder ob da nur böse Stimmung ist und man schnell davon laufen will.

Die Kleidung beim Pilgern und Singen

Interessant ist das Anziehen natürlich auch für Pilgern und Musizieren.

Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, ob ihr euch vor eurer Pilgerreise Gedanken über die rechte Kleidung gemacht habt.

Man sagt ja: „Es gibt kein schlechtes Wetter nur die falsche Kleidung.“

Als wir pilgern gegangen sind haben wir uns natürlich im Vorfeld viele Gedanken gemacht und uns mit Regenkleindung, Funktionsunterwäsche und vielem mehr eingedeckt. Pilgern hat also etwas mit Anziehen zu tun, dass man richtig und passend angezogen hat.

Aber auch beim Singen geht es manchmal um die rechte Kleidung. Viele Chöre treten in einem einheitlichen Chorgewand auf. Damit kommt zu Ausdruck: Singen ist ein geistlicher, liturgischer Dienst den man in einem besonderen, , weißen Gewand ausführt.

Körperlichkeit

Und nun noch eine Parallele:

Singen, Pilgern und Anziehen hat alles mit unserem Körper zu tun.

Alles ist eine Körpererfahrung.

Wenn der Glaube nicht in den Körper kommt, dann ist er ein toter Glaube.

Was ist diese Körpererfahrung?

Beim Singen

Ich höre mich.

Ich höre andere.

Wenn ich die eigene Vibration im Körper spüre.

Den Atmen

Ganz intensiv: Dann ich bin da.

Beim Pilgern

Ähnlich ist es auch beim Pilgern.

Es ist eine ganz intensive Erfahrung des Sehens.

Sie sehen, wenn sie laufen noch viel mehr, als wenn sie Radfahren oder Autofahren.

Sie erwandern die Landschaft sozusagen.

Und sie spüren ihren Körper, bis dahin wenn die Blasen da sind!

Beim Anziehen

Sie spüren, wie das Kleidungstück am Körper anliegt.

Wie sie auf der Haut aufliegt.

Ob sie sich warm oder kalt fühlen.

Und sie können sich oder andere im Spiegel sehen, wie Kleidung verändert.

Körperlichkeit als Zeichen ganzheitlicher Spiritualität

Diese Körperlichkeit ist ein wichtiges Zeichen ganzheitlich gelebter Spiritualität.

Glaube besteht nicht nur aus Dogmatiklehrbüchern.

Er besteht nicht nur, in dem was wir in der Bibel lesen.

Wobei das natürlich eine sehr wichtige Quelle für unser Glauben ist, wie es in unserem Predigt text heitßt:

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen

Glaube lebt eben auch davon, dass er sich eindrückt und ausdrückt in und durch unseren Körper.

Klimapilgern und Körpererfahrung

An dieser Stelle nun der Link zu ihrem besonderen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit.
Ich stelle mal die These auf: Wir werden die Schöpfung nur bewahren können, wenn wir wieder einen ganz neuen Zugang zu unserem Körper haben.
Wenn wir wahrnehmen ich bin ein Geschöpf
Ich habe Grenzen, körperliche Grenzen.
Dazu bietet das Pilgern gute Gelegenheit

Körpererfahrung als Gemeinschaftserfahrung

Aber es ist nicht nur mein eigener Körper.

Es ist nicht nur eine individuelle Erfahrung, sondern Spiritualität ist in ganz vielen Bereichen auch eine Erfahrung in der Gruppe.

Beim Singen

Es ist etwas anderes, wenn ich solo singe.

Oder wenn ich in der Gruppe singe und Teil eines größeren Klangkörpers bin.

Beim Pilgern

Und genauso können sie es auch vom Pilgern sagen.

Natürlich gehe ich als Pilger manche Streckenabschnitte allein, schweigend.

Aber es ist ja auch die Gruppe und deswegen sind sie ja auch heute 30+ und nicht einer.

Aber auch auf dem Pilgerweg nach Santiago sind sie ja nie ganz allein. Sie sind Teil einer internationalen Gemeinschaft.

Der Leib Christi

Und von diesem größeren Körper spricht ja auch unser Text

Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

15 Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

Das ist der größere Körper zu dem ich gehöre und der beim Singen und Pilgern erfahrbar wird.

Klimaggerechtigkeit

Hier kommt nun ach die Gerechtigkeit ins spiel.
Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder
Wenn unsere Mitmenschen im Sünden förmlich "absaufen", weil wir hier durch hohen Resourcenverbrauch das Klima zerstören, dann kann uns das nicht kalt lassen.

Die passenden Kleider

Und jetzt wird auch noch mal klar, wenn ich Teil dieses Körpers bin,

Teil der großen Festgemeinschaft

die zum Abendmahl berufen sind,

dann muss ich mich auch entsprechend anziehen.

Ich muss mein Festgewand anziehen.

Das passende ist, so sagt es Paulus hier, nicht nur ein äußerliches Gewand, sondern die Dinge, die hier genannt worden sind:

herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

Christuszentrierte Spiritualität

Nun ist aber wichtig, den Predigttext im Kontext des Kolosserbriefes zu verstehen:

Man kann ihn nicht verstehen als einer von Christus abgelösten Spiritualiät.

Dann würde es tatsächlich zu einem reinen Werk werden, wo der Mensch versucht, etwas herzustellen.

Das ist es eben nicht!

Und wie ich schon eingangs sagte. Wir ziehen Jesus an!

Die Spiritualität wird hier über das Bild vom Ankleiden in die Taufe eingebettet.

Und alles, was hier am Anfang genannt wird

herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

sind Begriffe, die Paulus an andere Stelle auch als Eigenschaften von Jesus und Gott benennt.

Das ist ganz wichtig: Wir ziehen Jesus an!

Nicht etwas was wir selber erarbeiten, sondern es ist ein

Hineingetaucht werden in das Wasser der Taufe

oder ein Hineinschlüpfen in Jesus

Und das zieht sich durch alles durch...

wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Vergebung ist etwas, was bei Jesus angefangen hat.

Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

Vollkommen Liebe kommt von Gott! Paulus schreibt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen durch den Hl. Geist in eure Herzen“

15 Und der Friede Christi(..) der), regiere in euren Herzen;

Nicht unser Friede, den wir machen oder herstellen, sondern der Friede, der uns geschenkt ist.

16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;

Also nicht menschliche Lehre oder Weisheit, sondern wir sollen uns in Christus ermahnen

Und schließlich wird der Sack zugebunden.

17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.