Drei und ein Weg

Die Geschichte von Maria und Martha neu verstanden frei nach Julius Kuhl PSI- Theorie - Was kann Spiritualität für uns bedeuten?¹

Predigttext

Lukas 10:38 Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. 39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. 40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! 41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. 42 Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.A

Die strategische Martha

• Macht eine Einkaufsliste
• Macht eine Checkliste, wie der Saal herzurichten
• Macht ein Organigramm, wie ihre Hausmitarbeiter am Besten einzuteilen sind
• Sie würde vor allem Maria in ihren Strategischen Plan einbauen ihr eine fest Aufgabe zu weisen.

Die Fehlersuch-Martha

• Geht alle Listen 100x im Kopf durch?
• Was könnte schief gehen?
• Wo habe ich was vergessen?
• Was ist, wenn??
• Was könnten ich und andere falsch machen
• Was macht vor allem Maria falsch?

Die Flow - Martha

• Sie hat wirklich Spaß am Kochen und Bewirten
• Sie vergißt sich ganz selbst (wenn da nicht das ärgerliche Verhalten von Maria wäre)
• Sie verbraucht ganz viele Energie und ist dann hinter ganz erschöpft

Die Selbst - Maria

Ja, und was „macht“ eigentlich Maria?

Das Problem ist, dass sie eigentlich ja nichts macht, oder?

Sie sitzt nur zu den Füßen von Jesus

Sie ist auf Jesus konzentriert, nicht auf eine Programm oder Tun

Sie ist nah dran, an dem Heiligen

An dem, was uns fasziert, an dem was wir fürchten

Und vor dem wir so gerne in Aktionismus davon laufen

Aber wie können wir heute zu Jesus Füßen sitzen und in den Maria-Modus kommen?

Maja Storch, Julisus Kuhl weißen in der Tradtion von C. G. Jung uns einen möglichen Weg:

Der Zugang zum Heiligen geschieht dort, wo wir auf unser wahres Selbst stoßen und das hängt ganz viel mit unserer Körpererfahrung zusammen: „Spiritual Embodiement“ Und die Koautoren berichten ganz begeistert von „Embodiment Prayers“ und von der Bedeutung des Gregoriansichen Gesangs!²

Wie komme ich in den Selbstmodus:((Storch, Maja and Julius Kuhl (2012), Die Kraft aus dem Selbst))

• Bewusstes Wahrnehmen der eigenen negativen Gefühle
• Wenn wir durch andere Personen getröstet und ermutigt werden
• Wenn wir uns selbst ermutigen und trösten
• Selbstausdruck durch kreative und künstlerlsche Tätigkeiten
• Achtsamkeitsübungen
• Entschleunigung und Zentrierun

Schlussbemerkungen

Jeder von uns hat natürlich die drei Martha Modus und den einen Maria-Modus in sich und wir brauchen natürlich auch alle vier Modusse. Aber jeder von uns hat seinen Lieblingsmodus und seinen Schwächemodus und muss da immer wieder für Ausgleich sorgen.

Das gleich gilt natürlich auch für soziale Systeme: Im welchen Hauptmodus befindet sich eigentlich unser Kirche: Vielleicht momentan eher im Strategie und Fehlersuchmodus?

Was auf jeden Fall klar ist: ohne den Selbt-Modus mit seiner spirituellen Komponete ist wirkliche Veränderung nicht möglich. Denn wir sind viel zu sehr über unser Unterbewusstsein gesteuert. Und da kommen wir mit all dem Aktivismus nicht ran. Mit der Brechstange um das Verrecken nicht. Diese Versuche vergewaltigen das Selbst in uns.

Es braucht für erfolreiche Veränderungen immer wieder die De-focusierung. Darauf deutet auch die Krativitätsforschung mit der „Inkubationsphase“ hin. Und Viktors Frankels „Defrelexion“ hin.

Es geht darauf zu vertrauen, dass das Selbst in uns, seinen Weg alleine findet. Und wir dürfen es als Theologen gut und gerne als den Heiligen Geist oder auch Gott bezeichnen, der in uns wohnt.

Dann werden wir träumerisch zum Ziel gelangen: „Dann werden wir sein wie die Träumenden….“

1. detailiert: Kuhl, Julius (2010), Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie Motivation, Emotion und Selbststeuerung; für die Praxis Storch, Maja and Julius Kuhl (2012), Die Kraft aus dem Selbst. [↩]
2. Kuhl, Julius (2015), Spirituelle Intelligenz - Glaube zwischen Ich und Selbst, (2. Aufl.); Storch, Maja, Eva Maria Jäger, und Stefan Klöckner (2020), Spirituelles Embodiment [↩]