Methode

Einleitung

Ist eine neuronale Methodenlehre möglich?

Wir fragen auf diese Seite, ob sich aus der neuronalen Theologie eine Methode ableiten lässt, wie der Glaube vermittelt, gestärkt oder erweckt werden kann?
Wir halten natürlich daran fest, dass der Glaube als Ausdruck des individuellen Bewusstseins eines Menschen unverfügbar bleibt. Dies darf uns jedoch nicht dazu veranlassen gegenüber der Methodenfrage gleichgültig zu bleiben.
Eine solche neuronale Methodenlehre hätte Bedeutung für alle Bereiche der praktischen Theologie, wie Predig, Religionsunterricht, Seelsorge und Gemeindeaufbau.

Gottesebenbildlichkeit als Ausgangspunkt

Um uns als [[theologie:mensch|Mensch]] zu entfalten, müssen wir alle drei Module aktivieren:((Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, § 11, S 32 ff.))

Die dreifache methodische Grundaufgabe

Daraus lässt sich eine dreifache methodische Grundaufgabe formulieren:
Wir müssen anderen Menschen helfen, diese drei Module zu aktivieren:

Diese drei Aufgaben gilt es nun zu entfalten.

Gott als Begriff aktivieren

Intellektuelle Aufarbeitung des Gottesgedankens

Wir müssen anderen Menschen helfen, Gott innerhalb ihrer Möglichkeiten und Gegebenheiten zu denken. Dazu findet sich in der Neuronalen Theologie eine Liste von Möglichkeiten1. Jeder Mensch hat aber eine individuelle Vorstellung von Gott und steht bei der Entwicklung des Gottesbildes an einer anderen Stelle.

Es kann sein, dass er dabei in eine Krise gekommen ist und den Gottesgedanken nicht mehr aktiviert.(( Siehe dazu die Beispiele in § 16 der neuronalen Theologie)) Diese verschütteten Zugänge gilt es aufzudecken und jedem Menschen zu helfen, für sich den Gottesgedanken neu zu entdecken.

Die Frage nach dem richtigen Gottesbegriff

Oft sind es aber die falschen Gottesbilder, die uns daran hindern, Gott zu denken. Z.B. werden wir die Vorstellung eines nur strafenden Gottes verdrängen, weil wir innerlich vor ihm davon laufen. Damit aber kommen wir auf die Frage, wie unser individueller Gottesbegriff entstanden ist. Dies führt uns zur Frage, wie Gott überhaupt zu einem Begriff geworden ist((Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §15.)) oder zur Offenbarung.

Wir werden also Menschen die Gelegenheit geben müssen, ihr eigenes Gottesbild mit dem Gottesbild der Bibel in Beziehung zu setzen und es gegebenenfalls zu korrigieren. Dies wäre dann ein Umdenken oder Buße tun.

Glaubensbegriffe als sinnvolle Ordnung

Methodisch stellt sich aber auch die Aufgabe, die Glaubensbegriffe als sinnvolle Ordnung zu präsentieren.
Gegenwärtig stehen wir hier vor gewaltigen Herausforderungen.
Bei den meisten unserer Gemeindeglieder müssen wir eine äußerst bruchstückhafte Kenntnis der christlichen Lehre voraussetzen.
Dies hat mehrere Ursachen:

  • Spärlicher Gottesdienstbesuch
  • Perikopenordnung
  • Religionsunterricht, der nur noch Themen herausgreift
    Es fehlt deshalb die Kenntnis der Bibel als semantisches Netzwerk.
    Das Fundament an Begriffen, die einen gesicherten Raum des Glaube bieten ist lückenhaft.

Gott als Person aktivieren

Gott nicht nur denken, sondern zu ihm eine Beziehung haben

Methodisch reicht es hier nicht, davon überzeugt zu sein, dass Gott eine Person ist und man zu ihm theoretisch in Beziehung treten kann, sondern man muss diese Beziehung auch aktiv zu leben.
Eine Beziehung zu Gott zu haben ist der Grund aller Religiosität.((Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §17, S. 56.))

Ausdrucksformen der Beziehung zu Gott

Die Ausdrucksformen sind vielfältig:

  • Wir können mit Gott reden oder zu ihm beten.
  • Wir können von Gott hören, in dem wir allein oder Gemeinschaft die Bibel lesen.
  • Wir können unser Beziehung zu Gott darin zum Ausdruck bringen, das wir Glied einer Kirche sind.
    Methodische Grundaufgabe ist es in diese Formen der Gottesbeziehung einzuführen und sie einzuüben.

Beziehungsklärung

Es geht aber nicht nur darum, die Beziehung zu Gott zu pflegen, sondern um die Frage, wie mein Verhältnis zu Gott aussieht.
Hier berühren wir die zentrale Frage der Rechtfertigung2.
Methodisch haben wir die Aufgabe, Menschen zu dieser Beziehungsklärung zu führen, damit sie dauerhaft und gut in einer Beziehung zu Gott leben können.

Gott als Zustand aktivieren

Methodische Schwierigkeiten

Diese letze Aufgabe ist am anspruchsvollsten. Neurologische Zustände lassen sich so einfach nicht verändern.
Wir können Menschen intellektuell von dem richtigen Gottesbild überzeugen und wir können sie auch methodisch anleiten, z.B. ein einfache Gebet zu sprechen. Aber wir können nicht direkt darauf Einfluss nehmen, wie Menschen sich gerade fühlen.
Und selbst wenn sie sich gerade gut fühlen, dann müssten sie diese gute Gefühl auch noch mit Gott in Verbindung bringen, um Gott als Zustand zu erfahren.((Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §21 (2).))

Isomorphie als Chance

Der mögliche Zusammenhang zwischen sozialen und neuronalen Zuständen3 könnte hier eine Schlüssel sein.
Wenn soziale Zustände tatsächlich unseren inneren Zustand beeinflussen, dann können Menschen innerhalb religiöser Gemeinschaften, tatsächlich positive Zustandserfahrungen machen. Wenn diese religiöse Gemeinschaften dann auch die notwendige Deutung dieser Erfahrung als Gotteserfahrung anbieten könnte es tatsächlich zu einer Aktivierung Gottes als Zustand kommen.
Eine Isomorphie ist dabei sowohl zwischen zwei Individuen als auch zwischen einem Individuum und einer Gemeinschaft möglich.

Wirksamkeit der Methoden

Die beschriebenen Methoden sind zwar wirksam und sie führen m.E. auch langfristig zum Erfolg, allerdings setzen sie viel Geduld voraus. Neurologische Lernprozesse und gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit.

Um überhaupt gesellschaftlich relevant wirken zu können, müssten Strategien der Multiplikation entwickelt werden.

  1. Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §14. []
  2. Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §17 (5). []
  3. Siehe Burkhardt, Neuronale Theologie, 2018, §23 (3). []